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Ein Radjournal von Brügelmann

Rennradschuh MTB-Schuh

Zeigt her eure Schuhe – MTB oder Rennradsystem am Gravelbike

Zeigt her eure Schuhe – MTB oder Rennradsystem am Gravelbike

Die neue Freiheit am Gravelrad.

Brügelmann Blog 20. Oktober 2020 7 min.

Wie in vielen anderen Themenbereichen auch spaltet sich die Frage nach der besten Schuhwahl beim graveln klassisch in Mountainbike und Rennrad auf, sofern du dich einmal für Klickpedale entschieden hast. Zwei verschiedene Konzepte mit jeweils weiteren verschiedenen Untersystemen. Was sind aber die genauen Unterschiede – und welcher ist der beste Schuh am Gravelbike für dich?

Schöner MTB-Schuh: Der Fizik Terra X5, ein echter Allrounder

Klassisch schicker Rennradschuh: Der Fizik R4B

Allgemein

Egal ob Gravelbike. Trekking-, MTB oder Rennrad: Wer gern öfter Fahrrad fährt oder schwierigere sowie längere Fahrten mit dem Drahtesel absolviert, entscheidet sich meist irgendwann, Schuhe mit einem Klicksystem zu tragen. Gepaart mit dem richtigen Pedal bist du dadurch fest mit deinem Bike verbunden. Die Vorteile resultieren zum einen aus einer besseren Kraftübertragung, dass du während des Tretens vom Pedal nicht abrutschen kannst und dass es möglich wird, das Pedal nach oben zu ziehen. Aber auch die richtige Position der Füße auf den Pedalen gewährleisten die „Klickies“, vorausgesetzt, sie sind korrekt eingestellt.

Meistens passt man sich einfach an und fährt die Schuhe, die vermeintlich alle fahren

Rennradschuhe fürs Gravelbike?

Schuhe, die für das Tragen auf dem Rennrad konzipiert wurden, zeichnen sich durch verschiedene Merkmale aus. Die Sohle besteht fast immer aus einem sehr steifen Material wie Carbon. Sie ist in der Regel komplett glatt gearbeitet, also ohne irgendein Profil. Lediglich ein paar wenige Gummipuffer sind an der Unterseite solcher Schuhe angebracht. Dies dient dem Zweck, dass beim Laufen die harte Sohle nicht beschädigt wird und man nicht rutscht. Weiterhin bestehen Rennradschuhe aus einem leichten, dünnen Obermaterial mit in der Regel eng anliegender Passform. Eine gute Belüftung ist damit ebenso gewährleistet wie eine effektive Kraftübertragung.

Harte Carbonsohle und nur ein einziger Stollen an der Hacke

Gute Belüftung: Dieses Belüftungs-Detail ergibt nur bei Rennradschuhen Sinn

Hat man sich beim Gravelbike für einen Rennradschuh entschieden, liegt die Qual der Wahl bei den Pedalsystemen vor einem. Unterschiedliche Hersteller bieten dazu verschiedene Systeme an, Shimano beispielsweise das SPD-SL-System. Grundlegend sind alle Rennradschuhe auch mit allen Rennradpedalen kompatibel. Die Verbindungsstücke zwischen Schuh und Pedal heißen „Cleats” und werden mit den jeweiligen Pedalen mitgeliefert, sie bestehen in den allermeisten Fällen bei Rennradsystemen aus Hartplastik. Die Cleats liegen immer außen auf der Sohle auf. Das heißt, sie berühren beim Stehen oder Laufen den Boden. Die Auslösehärte, also die Kraft, die benötigt wird, um „auszuklicken”, lässt sich separat an vielen Pedalen, aber nicht an allen, einstellen. Der Auslösemechanismus wird aktiviert, indem man den Schuh nach links oder rechts dreht. Die Verschlüsse der Schuhe unterscheiden sich je nach Hersteller und Preisklasse und reichen vom klassischen Schnür- über Klett-, bis hin zum Drehverschluss.

Optisch passt so ein Rennradschuh einfach wahnsinnig gut zu einem schnellen Rad wie dem VOTEC VRd Pro

Ein Beispiel für ein Rennradpedal: das SPD-SL-System von Shimano

Mountainbike-Schuhe fürs Gravelbike?

Mountainbike-Schuhe zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie sehr robust sind. Konkret bedeutet dies, dass das Obermaterial im Vergleich zu Rennradschuhen massiver ist. Da sie im Gelände zum Einsatz kommen, sollen damit Durchstöße auf der Oberseite vermieden werden. Auch die Sohle unterscheidet sich auffallend von Rennradschuhen. Sie ist wesentlich stärker profiliert, also mit einem echten Profil ausgestattet. Je nach Modell differiert die Stärke, also die Höhe des Profils. Die Sohle kann zudem weicher sein, um damit besser Gehen zu können und im Gelände mehr Grip zu haben. Dahingehend unterscheiden sich hier beispielsweise komfortable Tourenschuhe von effizienten Raceschuhen. Alles in allem sind MTB-Schuhe durch die erhöhte Strapazierfähigkeit meist auch schwerer.

Mehr Profil und eine Sohle, mit der es sich viel leichter geht

Genau gleich: Die Belüftungslöcher und der Drehverschluss sind sehr ähnlich dem Rennradmodell

Auch die Pedalsysteme unterscheiden sich deutlich gegenüber denen für Rennräder. Die Cleats liegen nicht auf der Sohle auf, sondern in einer Aussparung. Somit läuft man auf der Sohle und nicht auf dem Cleat. Dieses besteht zudem nicht aus Plastik, sondern in der Regel aus Stahl. Auch der Auslösemechanismus unterscheidet sich. Da es beim Mountainbiken oft zu unerwarteten Situationen kommen kann, ist der Auslösewinkel meist wesentlich größer, so kommt man auch beim schräg nach oben Ziehen frei. Im Fall der Fälle löst man also schneller den Mechanismus und kommt einfacher aus der Verbindung  heraus. Die Auslösehärte ist nicht bei allen Modellen einstellbar. Die Verschlüsse der Schuhe unterscheiden sich kaum von Rennradschuhen.

Macht auch keine schlechte Figur: der MTB-Schuh am Rennrad

MTB-Pedale von BBB mit dem SPD-System. Sehen auch am Renner durch ihr kompakten Ausmaße gut aus.

Welchen Schuh brauchst du für dein Gravelbike?

Wenn man sich auf den Straßen umsieht, fällt auf, dass Rennradfahrer*innen zum überwiegenden Teil auch Rennradschuhe tragen und Mountainbiker*innen eben solche für Mountainbikes. Auf dem Schotter mischt es sich dann. Die einen kommen vom Rennrad und haben dementsprechend Rennradschuhe auf dem Gravelbike an, die anderen sind Mountainbiker*innen und tragen deshalb Mountainbike Schuhe. Grundsätzlich geht also beides, aber hier kommt das ABER:

Beim direkten Vergleich der beiden Schuh-Systeme ist bereits abzulesen, welche Gegebenheiten für welchen Schuh gemacht sind. Da man mit Mountainbikes bevorzugt auf unwegsamen Gelände und holprigen Wegen unterwegs ist, schließen sich hier Rennradschuhe von selbst aus. Das dünne Obermaterial könnte beim Befahren von Trails schnell zerkratzt und dann im weiteren durchlöchert werden. Falls es zu einer Situation kommt, in der man schieben muss, bietet die glatte Sohle kaum Halt und danach kann es nötig sein, die Cleats von Schlamm oder Steinchen zu befreien, um sich wieder einklicken zu können. Rennrad-Schuhe am MTB sind also keine besonders gute Idee, am Gravelbike können sie funktionieren, wenn die Strecken nicht komplett mountainbikelastig sind.

… mit MTB-Schuhen um so besser

Wer auf Nummer sicher gehen will, bei wem Performance nicht an ganz oberster Stelle steht, dafür aber Komfort und Alltagstauglichkeit, dem empfehlen wir als Schuhwerk für das Gravelbike Mountainbike-Schuhe.

Auf Touren, bei denen es notwendig wird, schon das eine oder andere Mal einen Fußweg in Kauf zu nehmen, zum Beispiel beim Einkaufen auf Mehrtagestouren, oder auf richtig unwegsamen Gelände, bieten sich MTB-Schuhe deswegen sehr an. Aber auch für Pendler, die mit dem Gravelbike zur Arbeit fahren, sind MTB-Tourenschuhe die beste Option. So kommst du im Büro viel einfacher die Treppen hoch und bei Nässe rutscht du auf den Fließen viel sicherer zum Schreibtisch.

Insbesondere wenn man ab und zu auch mal neben der Straße unterwegs ist, machen sich MTB-Schuhe einfach besser. Falls doch mal ein Hindernis im Weg steht, läuft es sich wesentlich sicherer drum herum oder darüber hinaus. Vor allem wenn du unsicher bist, ob du einfach genug aus den Pedalen herauskommst (beispielsweise an der Ampel), bieten sich diese Schuhe mit entsprechendem Pedalsystem an. Es gibt spezielle Cleats, die einen Ausstieg in mehrere Richtungen ermöglichen, beispielsweise die Shimano SM-SH56.

Der Vorteil des MTB-Pedalsystems: Man muss sich keine Sorgen um Dreck und Schlamm machen

Mit einem Rennradpedalsystem spart man hingegen einfach viel Kraft und muss keine Angst vor der „Style-Polizei“ haben

Gibt es dann also überhaupt einen Grund für Rennradschuhe am Gravelbike? Ja, mehrere. Da der Schuh ein rotierendes Teil am Rad ist, zählt – theoretisch – jedes Gramm. Ähnlich wie bei Laufrädern können mit leichteren Rennradschuhen lange Touren und Aufstiege wesentlich kraftsparender absolviert werden. Die Sohle ist bei Rennradschuhen oft steifer und damit ebenfalls effizienter (oft jedoch abhängig von der Preisklasse). Weiterhin sind Rennradschuhe oftmals aerodynamischer und damit schneller. Nicht zuletzt die cleane Optik spricht für die Rennradschuhe.

Rennradschuhe und MTB-Schuhe unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht voneinander. Wer auf dem Gravelbike leicht und schnell unterwegs sein möchte und nur ab und zu ein paar Schritte zur Tankstellenkasse macht, der ist mit Rennradschuhen am besten beraten. Wer allerdings mit dem Gravelbike viel im Gelände unterwegs ist, vielleicht ein wenig Angst vor dem Ausklicken hat, oder einfach gern auch auf Radreisen sicher und stabil stehen und gehen möchte, der ist mit MTB-Schuhen auf dem Gravelbike besser beraten. Wer jetzt immer noch nicht weiß, welches System für ihn oder sie am besten passt, dem raten wir, es einfach mal auszuprobieren!

Am Ende lässt sich mit beiden Schuhen Spaß haben