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Ein Radjournal von Brügelmann

Stages Dash L200

Test: Stages Dash L200

Test: Stages Dash L200

Ein Radcomputer für Datenhungrige

Brügelmann Blog 25. August 2022 5 min.

Der Fahrradmarkt ist unglaublich bunt und doch gibt es ein paar Nischen, in denen es wenig Auswahl zu geben scheint. Pedale sind so eine Nische, Schaltgruppen gehören sicher auch dazu und im Bereich der Radcomputer ist die Auswahl abseits der Platzhirsche schon immer recht begrenzt gewesen. Stages Cycling ist vor allem für die einfach nachzurüstenden und fair bepreisten Leistungsmesser bekannt – dass die Marke aber auch schon seit eh und je sehr fähige Radcomputer herstellt, geht gerne unter. Wir haben einen Dash L200 zur Verfügung gestellt bekommen, den wir mit einem doppelseitigen Leistungsmesser aus dem gleichen Haus verbunden und ausführlich getestet haben.

Radcomputer von Stages

Nach dem Auspacken

Die erste Überraschung lässt nicht lange auf sich warten – Stages hat das eigene Befestigungssystem zugunsten des deutlich weiter verbreiteten Vierteldrehungs-Systems aufgegeben. So wird nicht nur der Umstieg leichter gemacht, mit diesem Anschluss steht dir auch ein riesiger Zubehörmarkt offen. Natürlich kannst du den Dash weiterhin auch quer benutzen, wenn deine Halterung einen drehbaren Einsatz hat. Achte auf jeden Fall darauf, dass deine Halterung lang genug ist: Zwei Modelle, die an meinen Rädern montiert waren, boten nicht ausreichend Platz für das mit 9,4 Zentimeter recht lange Gehäuse des L200. Strom und Daten werden via Micro-USB angeliefert. Das freut mich zwar, weil alle meine anderen Geräte noch auf den gleichen Standard setzen. Zukunftssicherer wäre aber sicherlich UBS-C gewesen.

Stages Dash L200 Schnellzugriffsmenü
Im praktischen Schnellzugriffsmenü kommst du mit nur einem Tastendruck an die am meisten genutzten Funktionen

Einrichtung

Eigentlich müsste man das Wort „Computer“ in Radcomputer für den Dash L200 groß schreiben. Beim Hochfahren kommt wegen des fantastischen Bildschirms tatsächlich echtes Computerfeeling auf. Das Eintippen des W-LAN-Passworts (für Kartenupdates) dauert ohne Touchscreen gefühlt ewig, aber alle Einstellungen lassen sich bequem in der Stages Cycling App am Smartphone erledigen. Für die erste Einrichtung sollte man sich ein bisschen Zeit lassen, weil es so viele Möglichkeiten zur Individualisierung der Profile gibt. Gerade die Kombination aus dem großen Platzangebot des Dash L200 und der Fülle an Daten, die der doppelseitige Leistungsmesser liefert, erzeugt die Qual der Wahl. Trotzdem läuft die Einrichtung der Profile am Telefon zügig. Man wählt ein Datenfeld aus, dann die Datenart (Leistung, Puls, Geschwindigkeit etc.), was davon du anzeigen möchtest (Durchschnitt oder Maximum) und schließlich noch die Zeitspanne von einer Sekunde bis zur ganzen Tour. Das geht deutlich intuitiver und schneller als das Durchscrollen endloser Listen bei anderen Marken.

Stages Dash L200 Tasten
Die Tasten sind solide und geben klares Feedback, wenn sie gedrückt werden

Installation des Leistungsmessers

Die Kurbel ist innerhalb von gut fünf Minuten ausgetauscht – kein Projekt, das ich täglich in Angriff nehmen möchte, aber deutlich mehr Arbeit als das Umschrauben von Leistungsmesser-Pedalen macht sie auch nicht. Danach geht alles ähnlich schnell: Erkennung mit der Smartphone-App, Kalibrierung, Verbindung zum Radcomputer, fertig ist das Gartenhäuschen. Ich hatte schon mehr Arbeit damit gehabt, einen Pulsgurt zu verbinden. Vorbildlich! Nach der installation fällt der Leistungsmesser durch ein überschaubares Mehrgewicht von 20 Gramm auf und ist ansonsten praktisch unsichtbar. Nur das blaue Stages-Logo auf den Kurbelarm verrät seine Anwesenheit. Hier findest du auch für dein Fahrrad einen passenden Powermeter.

Stages Dura-Ace Leistungsmesser
Wenn man es nicht weiß, sieht man den Leistungsmesser von Stages kaum am Rad. Das Mehrgewicht von 20 Gramm fällt ohnehin nicht auf.

Tourenmodus

Für den normalen Tourenbetrieb ohne größere Leistungsambitionen hatte ich mir zwei Seiten zurechtgebastelt. Die Hauptseite mit Karte hat dank des großen Bildschirms noch Platz für Geschwindigkeit und Puls. Das kleine Höhenprofil am unteren Rand der Karte ist sehr nützlich, wenn die Route Berge enthält, die diese Bezeichnung auch verdienen. So siehst du immer, wo du im Anstieg bist und was noch auf dich zukommt. Da ich aber im Umkreis von 100 Kilometern nirgendwo länger als fünf Minuten bergauf fahren kann, habe ich es abgestellt. Die Navigationsfunktionen sind simpel, aber für meine Zwecke mehr als ausreichend.

Rennradfahrer Votec VRC
Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht? Der Stages Dash L200 weist dir zuverlässig den Weg.

Dank des vorzüglichen, immer gut ablesbaren Bildschirms und der detaillierten Karte kommen zu keinem Zeitpunkt Zweifel auf, wo es lang geht. Echte Navigation zu einer eingegebenen Adresse kann der Stages Dash L200 nicht, was ich aber auch noch nie an einem Radcomputer vermisst habe. Wenn du wirklich spontan zu einer bestimmten Adresse musst, kannst du am Telefon in der App eine Route erstellen und die sofort am Dash starten – mit Abbiegehinweisen! Insgesamt ist der Dash L200 ein zuverlässiger Begleiter für den reinen Tourenbetrieb und glänzt vor allem mit dem großen, klaren Bildschirm. Einzig die Akkulaufzeit von 10 Stunden (bei voller Helligkeit) dürfte bei manchen Bikepacking-Touren etwas zu kurz sein. Der Ladeanschluss ist aber so positioniert, dass Aufladen während der Fahrt mit einer Powerbank in der Oberrohrtasche kein Problem darstellt.

Eine Auswahl an Leistungsmessern von Stages – auch für dein Rad gibt es den passenden!

Ein Computer für Trainingstiere

Seine wahren Stärken offenbart der Dash allerdings beim systematischen Training oder im Wettkampfeinsatz. Ich bin zwar ein bestenfalls durchschnittlicher Radfahrer und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Trotzdem macht es mir Spaß, nach Leistung zu trainieren und auszutüfteln, was mich schneller macht. Die Kombination aus dem beidseitigen Leistungsmesser und dem Stages Dash L200 ist dafür gleich mehrfach ein Segen. So bekomme ich ein riesiges Spektrum an Daten: exakte Leistungswerte, eine verlässliche (weil gemessene und nicht geschätzte) Links/Rechts-Verteilung und rundherum noch eine Menge andere spannende Dinge wie zum Beispiel Tritteffizienz.

Rennrad Votec VRC
Ein Powermeter ist für Training und Pacing Gold Wert, gerade wenn es nur kurz bergauf geht und der Puls ein bisschen braucht, um auf die erhöhte Belastung zu reagieren

Datenfülle & -darstellung

Stages Dash L200 Screenshot Trainingsprofil

Die übersichtliche Darstellung dieser Datenfülle macht den Stages Dash L200 einzigartig. Natürlich kann ich auch andere Radcomputer mit Datenfeldern vollpacken – habe dann aber immer noch nur einen Bildschirm voller Zahlen. Der Dash hingegen unterlegt Puls und Leistung nicht nur mit Farben je nach Trainingszone, sondern bietet auch ein Widget, das auf einen Blick alle wichtigen Daten zusammenfasst. So kann ich auch am Ende eines Intervalls schon mit leicht verschwommenem Blick noch sehen, ob ich mein Leistungsziel noch halte. Alternativ kann ich auch im Rennen schnell erfassen, wie lange ich den Ausreißversuch noch durchhalten kann: Wenn die Leistungsanzeige längere Zeit violett ist, droht eine baldige Implosion. Werte wie L/R-Verteilung und Tritteffizienz bieten hingegen längerfristiges Optimierungspotential. Hat es etwa mit meinen Problemen im linken Knie zu tun, dass sich das rechte Bein ab einer bestimmten Belastung zurückhält und den Löwenanteil der Arbeit dem linken Bein überlässt? Und wie bekomme ich meine Tritteffizienz über 20 % gesteigert?

Der Stages Dash L200 spricht mit der Maßstäbe setzenden Datendarstellung vor allem datenhungrige Trainingstiere an, empfiehlt sich wegen des tollen Bildschirms aber auch für Touren, auf denen Navigation wichtiger ist als Leistungsdaten. Sein kleiner Bruder, der Dash M200, bietet die gleiche Hardware mit einem etwas kleineren Bildschirm.