Gravelbikes haben nicht nur unsere Augen für neue Routen geöffnet, sondern auch für andere Kleidung. Wenn du vom Rennrad oder XC kommst, dann greifst du wahrscheinlich aus reiner Gewohnheit zu enganliegemdem Jersey und Bibshorts. Es gibt aber keinen zwingenden Grund, wieso du dich für eine gemütliche Feierabendrunde so anziehen solltest, als würdest du bei einer großen Rundfahrt zur Königinnenetappe antreten. Als Antwort auf die Anfrage, was für sie das perfekte Graveloutfit wäre, kam deswegen von GORE WEAR eine Kombination, die eigentlich fürs Mountainbike entwickelt wurde: das TrailKPR Jersey und die Fernflow Hose, die mit herkömmlicher Rennradkluft nun wirklich nicht mehr viel gemeinsam haben. Wir haben sie auf Forststraßen in den Alpen und Sandwegen in Brandenburg getestet.
TrailKPR Trikot
Features
Wenn man von der eher sportlichen Seite aufs Graveln gekommen ist, dann ist die allererste Frage, die man sich beim Auspacken der TrailKPR Jerseys stellt: Ist das wirklich noch ein Trikot? Es liegt nicht eng an und es verfügt über keinerlei Taschen. Es fühlt sich allerdings, auch wegen der Abwesenheit aller Features, die ansonsten ein Trikot auszeichnen, federleicht an. Die fehlenden Taschen erfordern allerdings ein wenig Umplanen für Pumpe, Telefon und Co., aber an den allermeisten Gravelbikes hängen ohnehin mehrere Taschen. Stauraum sollte also generell kein Problem sein, nur leicht zu erreichender Stauraum wird durch die fehlenden Rückentaschen etwas knapper.
Fit
Ein erstes Aha-Erlebnis gibt es beim Anziehen: Für die Testperson (1,88 m, 77 kg) sitzt das Trikot in der goldenen Mitte zwischen körpernah und flatterhaft. Das gilt auch für die Ärmel, die an typischen Rennradfahrerarmen (sprich: eher dünnen Streichhölzchen) ebenso sitzen. Die Ärmel sind schön lang und zerstören die von den längeren Ärmeln moderner Aerojerseys gezogenen Tanlines nicht.
Auf dem Rad
Obwohl das Jersey gerade geschnitten ist, sitzt es auch auf dem Rad wie angegossen. Dafür dürften auch die etwas elastischeren Stoffbahnen rund um den Nacken und unter den Armen verantwortlich sein. Natürlich bewegt es sich im Fahrtwind mehr als ein Aero-Jersey, aber dank des leichten Materials stört das nicht wirklich. Der Schnitt passt auch gut zu Bib Shorts, wenn man zwar etwas legerer unterwegs sein möchte, aber den zusätzlichen Schutz von Baggy Shorts nicht braucht.
Das Jersey ist außerdem enorm luftig und wirkt auch bei Temperaturen über 30 Grad nicht erdrückend. Es hat diverse unfreiwillige Begegnungen mit dornigem Gestrüpp unbeschadet überstanden, seine Luftigkeit scheint also nicht auf Kosten der Stabilität zu gehen.
Fernflow Shorts
Grundsätzliches
Baggy Shorts auf Rädern mit Rennlenker zu tragen, erfordert (ohne jeden handfesten Grund) immer noch etwas Überwindung. Auf Touren, auf denen Erlebnis vor Ergebnis steht, gibt es aber wenig Gründe, auf Baggys zu verzichten. Darin sieht man aus wie ein normaler Mensch, was nicht zu unterschätzen ist, wenn man zum Beispiel während der Tour mal in einen Supermarkt hüpfen möchte. Außerdem bieten sie eine zusätzliche Lage Schutz, wenn es bei Ausflügen abseits des Asphalts etwas robuster durchs Gebüsch geht.
Features
Zuerst einmal fällt ein Feature auf, das die Fernflow Shorts nicht haben: zusätzliche Taschen auf den Oberschenkeln. Wie sich später herausstellen wird, ist das einer der Gründe, wieso diese Hose so überzeugt. Ansonsten bietet sie das komplette Spektrum an Features, das man erwarten kann: Reißverschlusstaschen, Klettverschlüsse zum Bundweitenfeintuning, eine DWR-Beschichtung und zwei Druckknöpfe zum Verschließen, die noch einmal gesondert von einem Häkchen gesichert werden. Die Reißverschlusstasche im Gürtelbereich bietet nur für kleinere Schlüssel und einen Geldschein Platz, ermöglicht so aber, die wertvollen Dinge separat aufzubewahren.
Fit
Unsere Tester trägt Jeans in Bundweite 30 und Größe M der Fernflow Shorts sitzt wie angegossen. Auffällig ist, dass der Bund vor allem am Rücken recht hoch sitzt – auf dem Rad definitiv ein Bonus. Die Beine der Hose sind recht lang und für MTB-Shorts eher eng geschnitten. Knieschoner passen auf keinen Fall mehr drunter, aber für derart adrenalingeladene Touren ist die Hose sowieso nicht gedacht.
Auf dem Rad
Diese Hose sitzt! Und zwar über die gesamte Dauer jeder Tour, wovon sich so einige Hersteller von Baggy Shorts ruhig ein Scheibchen abschneiden dürften. Da braucht es kein großes Experimentieren mit den Klettverschlüssen oder gar einen Gürtel (Schlaufen dafür sind sowieso nicht vorhanden), die Hose sitzt sofort perfekt. Sie bleibt auch genau da, wo sie hingehört, und zwar selbst dann, wenn man sie über glatten Trägershorts trägt. Das erhöht nicht nur den allgemeinen Komfort, sondern führt auch dazu, dass man mit der Hose nicht mehr am Sattel hängenbleibt.
Die Taschen
Es ist vielleicht merkwürdig, den Taschen einen eigenen Absatz zu widmen, aber sie waren im Test neben dem fantastischen Fit tatsächlich das herausstechende Feature. Sie sind nämlich riesig und auf eine magische Art und Weise so geschnitten, dass man während der Fahrt nicht merkt, was man alles eingepackt hat. Gegenstände in normalen Oberschenkeltaschen hauen oft unangenehm bei jeder Pedalumdrehung aufs Bein. In diesen Taschen sitzt alles fest an seinem Platz. Für eine Minipumpe reicht der Platz so gerade eben noch aus und damit gleichen diese Taschen tatsächlich einen Großteil des am Trikot fehlenden Stauraums aus.
Kleidung vom MTB fürs Gravelbike? Die Kombination aus dem GORE WEAR TrailKPR Jersey und der Fernflow Shorts ist ein mehr als überzeugendes Argument dafür.