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Ein Radjournal von Brügelmann

Rennradfahrer auf Cannondale SuperSix EVO 2020

Biketest: Das Cannondale SuperSix EVO 2020

Biketest: Das Cannondale SuperSix EVO 2020

Brügelmann Blog 29. Januar 2020 6 min.

Alles neu – alles besser? Das neue Cannondale SuperSix EVO hat eine komplette Frischzellenkur erhalten und soll dadurch schneller, komfortabler und vielseitiger sein. Wie wir hier schon festgestellt haben, war das keine gewöhnliche Modellpflege, sondern das Ende einer Ära, der jetzt schon viele Leute hinterhertrauern. Wir haben herausgefunden, ob das neue SuperSix EVO das Potential hat, die geflossenen Tränen wieder zu trocknen.

Allgemeine Bike-Infos

Das SuperSix EVO ist kein neues Bike im Portfolio von Cannondale. Bereits im Jahr 2007 wurde dieses Race-Bike in die Modellreihe von Cannondale eingeführt, damals noch ohne den Zusatz „EVO“. Seitdem wurde es mehrere Male überarbeitet, das Modell für die 2020er Reihe allerdings wurde komplett neu erfunden. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich schon rein optisch fast alles verändert. Zuerst fällt der Versatz der Sattelstreben ins Auge, die nun viel weiter unten an der Sattelstrebe andocken. Diesbezüglich ist das Design wohl stark an Cannondales Aero-Renner SystemSix angelehnt, der 2018 veröffentlicht wurde. Insgesamt wird es elf verschiedene Modell-Varianten geben, wobei die Lackierung nur in der Farbwahl variiert. Immer gleich bleibt dagegen das Designkonzept, das von einer Grundfarbe dominiert wird, die von zwei länglichen Streifen in unterschiedlichen Farben durchzogen wird. Das wirkt ziemlich dynamisch und modern.

Cannondale SuperSix EVO 2020 Sattelstützenklemmung
Voll integriert: Die Klemmung der Sattelstütze ist komplett im Rahmen untergebracht.

Was sich ebenfalls verändert hat, ist die Unterbringung der Schalt- und Bremsleitungen im Carbonrahmen. Diese sind nämlich alle innerhalb des Rahmens verlegt, was zu einer wirklich sauberen Optik führt. Die Rohre selbst wurden alle in eine aerodynamische Form gebracht und sind dementsprechend im Vergleich zum Vorgänger eher etwas eckiger. Wichtig bei der Unterscheidung der einzelnen Modelle ist die Zahl zwei. Es gibt nämlich genau zwei Modelle speziell für Frauen und zwei Modelle ohne Scheibenbremsen. Außerdem wird es zwei verschiedene Ausstatter für die elektronischen Schaltgruppen geben: Shimano und SRAM. Bei allen Modellen mit einer elektronischen Schaltung und der mechanischen Dura-Ace-Schaltgruppe kommt zudem die neue Lenker-Vorbau-Kombination zum Einsatz, welche den Namen „Save Cockpit“ trägt. Dieses integrierte System findet beim SuperSix auch Anwendung bei der Sattelstütze, Gabel und Laufrädern. Damit soll das Bike wie aus einem Guss wirken und natürlich aerodynamische Vorteile für den Fahrer bringen.

Cannondale SuperSix EVO 2020 Cockpit
Auch voll integriert sind Vorbau und Lenker.

Ausstattung

Die Ausstattungsvarianten reichen von der 105er Shimano Schaltung mit Felgenbremsen und Aluminium-Laufradsatz, sowie BallisTec Carbon für 2.299 Euro (UVP) bis zum Vollcarbon-Boliden (HI-MOD Carbon) mit Dura-Ace Di2, Powermeter und Hochprofil-Carbonfelgen für über 10.000 Euro (UVP). Das Konzept des universellen Rennrads geht mit dieser Preisspanne auf jeden Fall schon mal auf. Aufsteigend ab dem Ultegra-Modell in der Disc-Variante gibt es zudem ab Werk den neuen Wheel-Sensor. Mit der dazugehörigen Cannondale-App kann man viele weitere Features nutzen, die wir euch in einem späteren Blogpost vorstellen werden. Auch neu sind die insgesamt fünf Bohrungen im Inneren des Rahmendreiecks. Damit besteht mehr Variabilität für die Größe und Unterbringung der Trinkflaschen. Apropos Größe: Alle Modelle aus der SuperSix EVO Reihe haben ordentlich Platz für Reifen bis zu einer Breite von 30 mm. Auch bei den schnellen Bikes geht der Trend zu breiteren Reifen.

Unser Testbike ist das absolute Topmodell: Das Cannondale SuperSix EVO Hi-Mod Disc Dura Ace Di2. Dieses Bike ist das Flaggschiff der SuperSix EVO Reihe mit High-End Komponenten von den Speichen bis zum Sattel. Geschaltet wird mit der elektronischen Shimano Dura Ace Di2, gebremst mit hydraulischen Scheibenbremsen aus der gleichen Gruppe. Alle Anbauteile (Sattelstütze, Vorbau, Lenker) kommen von HollowGram (der High-End-Eigenmarke von Cannondale) und sind aus Carbon gefertigt. Selbst das Sattelgestell des Prologo Dimension Nack Sattels ist aus Carbon. Da auch ein Powermeter von power2max sowie ein Carbonlaufradsatz (ebenfalls von HollowGram) verbaut sind, bleiben eigentlich wirklich keine Wünsche offen. Man kann es nicht anders sagen: Mehr geht nicht.

Fahreindruck

Wie aber fährt sich nun ein Rennrad, das das Maß aller Dinge darstellt? Wir haben uns von dem Preis nicht blenden lassen und sind eine große Runde mit dem SuperSix EVO durch die Alpen gefahren. Der Look des Super-Bikes ist wirklich ziemlich atemberaubend. Jedes Detail fügt sich elegant ins Gesamtbild. Die Lackierung wirkt super stylisch und dezent zugleich. Die goldenen Decals lassen erahnen, dass man nicht vor einem Low-Budget-Bike steht. Aber auch die ersten Kilometer und Höhenmeter lassen einen nicht enttäuscht zurück. Das SuperSix EVO fährt sich wahnsinnig geschmeidig und leichtgängig. Die Sitzposition ist zwar sportlich, aber anders möchte man auf diesem Bike auch nicht sitzen, denn es macht einfach nur Bock, richtig reinzutreten und ordentlich Gas zu geben. Damit wir uns nicht verfahren, haben wir den kleinen Wahoo Elemnt Bolt dabei, von dem wir erst nicht wussten, wie wir ihn an den Aero-Lenker und Vorbau bekommen. Aber sogar an dieses Detail Cannondale gedacht und einen Mount für den Lenker konzipiert. Darauf passen alle gängigen Tachos.

Rennradfahrer auf Cannondale SuperSix EVO 2020
Bergauf geht es durch das geringe Gewicht und die super Schalt-Performance sehr leichtfüßig

Nachdem wir uns also warm gefahren hatten und mit dem SuperSix EVO ein wenig vertraut waren, haben wir die großen Berge in Angriff genommen. 400 Höhenmeter und mehr am Stück waren keine Seltenheit. Bei dem geringen Gesamtgewicht schleudert man förmlich die Steigungen hoch. Aber natürlich ist die Abfahrt der wahre Kick. Denn mit dem SuperSix EVO ist jede Abfahrt ein absoluter Rausch der Geschwindigkeit. Das Lenkverhalten ist so präzise, dass man sich traut, jede Kurve am Anschlag zu fahren. Die Bremsen greifen so gut und akkurat, dass man dabei keine Angst haben muss, übers Ziel hinauszuschießen. Absoluter Wahnsinn! Die wenigen Kilometer in der Ebene kommen da wie gerufen, um einfach mal durchzuatmen. Das geht mit der Rennmaschine auch erstaunlich gut. Denn trotz der sportlichen Geometrie fährt sich das Bike überaus komfortabel. Das liegt nicht zuletzt an den ganzen Carbonelementen. Am Ende des Tages fiel es uns wahnsinnig schwer, dieses High-End-Rennrad wieder zurückzugeben.

Cannondale SuperSix EVO 2020 in der Abfahrt
Bergab kann das SuperSix EVO ebenfalls ordentlich punkten, vor allem durch das wunderbare Handling und die zackig greifenden Scheibenbremsen

Bevor wir das aber machten, warfen wir nochmal einen genauen Blick auf das SuperSix EVO. Die Konstruktion aus Rahmen und Gabel mit dem integrativen Konzept der Anbauteile kann uns absolut überzeugen. Das Bike wirkt damit nicht wie die Summe seiner einzelnen Teile, sondern als ein großes Ganzes. Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings: Damit die Züge unsichtbar durch die aerodynamische Lenker-Vorbau-Konstruktion geführt werden können, kann die Lenkung nicht voll eingeschlagen werden. Während der Fahrt fällt das nicht wirklich auf, beim Einladen ins Auto kann das aber zum Problem werden.

Die Schaltung ist wirklich überzeugend. Wenn man sich erst mal an das Taster-Konzept gewöhnt hat, will man nie wieder etwas Anderes fahren. Besonders auf langen Strecken mit wechselndem Profil, bei denen sehr viele Schaltvorgänge nötig sind, ist die Dura-Ace Di2 ein absoluter Zugewinn. Unserer sonst üblichen Schaltfaulheit hat die Dura-Ace Di2 auf jeden Fall Abhilfe geschaffen.

Rennradfahrer in den Alpen
Speed! Mit dem SuperSix EVO bekommt man richtig Bock auf Geschwindigkeit.

Das neue Konzept des SuperSix EVO von Cannondale hält, was es verspricht. Das Bike füllt die Lücke zwischen klassischem Rennrad und Aero-Renner perfekt und das nicht nur im Design. Durch den überragenden Komfort, besonders mit der Option, Reifen bis 30 mm Breite fahren zu können, funktioniert das SuperSix EVO auch auf der Langstrecke. Da es eine Vielzahl unterschiedlicher Ausstattungsvarianten gibt, ist für jeden Geldbeutel das passende Modell zu finden.