Über den Hersteller
Biknd ist eine Taschenschmiede aus Quebec, Kanada, die sich 2009 auf Initiative ambitionierter Biker gründete und Gedanken um eine Tasche machte, die ein Bike gut geschützt um den Globus bringen konnte. Ergebnis dieser Überlegungen war die Biknd-Transporttasche „Helium“, die Design- und Innovationspreise en masse absahnen konnte. “Wir glauben, dass wir durch die Umsetzung innovativer Ideen Produkte schaffen können, die hervorragend funktionieren und so simpel wie hilfreich sind”, lautet das Statement von Biknd. Wir werden sehen, wie das bei der vierten Version der Helium geklappt hat.
Ausstattung
Die „Helium V4“ ist die „Kleine“ aus dem Hause Biknd. Sie ist ein wenig kompakter als die größere „Jetpack“, aber trotzdem vollgepackt mit interessanten, sehr speziellen Features, die man so von anderen Transporttaschen nicht kennt. Klein, aber oho sozusagen.
Beginnen wir mit den harten Fakten. Besonders interessant beim Reisen sind die Maße und das Gewicht. 130 x 85 x 31 Zentimeter (LxHxB) misst die „Helium V4“ und bringt rund 9 Kilogramm auf die Waage. Damit spielt sie in einer Liga mit dem Platzhirsch von Evoc, der „Bike Travel Bag“, die nur unwesentlich andere Außenmaße besitzt und nahezu dasselbe wiegt. Die Tasche ist vor allem für den Transport von Rennrädern und Gravelbikes konzipiert. Wenn man ein bisschen mehr Demontage betreibt, bekommt man aber auch ein Mountainbike hinein. Bis zu einem Radstand von 1150 Millimeter nimmt die Tasche auch Mountainbikes auf, allerdings müssen dafür die Federelemente so weit es geht komprimiert werden. Fünf Jahre Garantie gibt der Hersteller selbstbewusst auf seine Premiumtasche, welche mit 679 Euro (UVP) deutlich teurer ist als manches Konkurrenzprodukt.
Natürlich darf man so eine Tasche nicht auf den Preis reduzieren. Schließlich ist sie eine Investition, an der man viele Jahre seine Freude haben kann und die das Rad schützt, was – sofern sie einen guten Job macht – auf Reisen eine Menge Ärger und Geld sparen kann. Darum werfen wir nun mal einen Blick auf die Details, die diese Tasche ausmachen.
Sofort fällt der besondere Aufbau der „Helium V4“ auf. Die Tasche lässt sich zu beiden Seiten aufklappen, sodass der Boden, auf dem eine fest montierte Achsaufnahme für die Federgabel verbaut ist, gut zugänglich ist. Diese wiederum ist auf einer Aluschiene montiert, die der Tasche ihre hohe Stabilität verleiht. Zusätzlich zu den Seitenteilen mit verschiedenen Schutzlagen und markanten, gelben Luftpolstern klappt beim Öffnen noch ein Frontteil nach vorn, das zum einen als vorderer „Aufprallschutz“ dienen soll, zum anderen zusätzlichen Stauraum bietet. Außerdem fällt uns noch eine Tüte mit Kleinteilen in die Hand. Darin befinden sich verschiedene Adapter für die Achsaufnahme, eine Pumpe, sowie allerlei speziell zugeschnittene (Rahmen-)Schützer und natürlich eine Bedienungsanleitung, die wir angesichts der nicht ganz selbsterklärenden Bauweise der Tasche neugierig aufklappen. Zum Schluss bleibt noch zu erwähnen, dass die Tasche auf vier Rollen steht, was einen sehr komfortablen Transport verspricht.
Testeindruck
Die Tickets sind gebucht, der Flug rückt immer näher. Es ist Zeit, das geliebte Bike sicher zu verpacken! Wie schon erwähnt, ist es auf den ersten Blick nicht ganz selbsterklärend, wie man das Fahrrad am besten in der „Helium V4“ verstaut. Darum orientieren wir uns gerne an der Bedienungsanleitung, die mit gut verständlichen Zeichnungen Schritt für Schritt erklärt, was zu tun ist. Zunächst einmal wird die Tasche vollständig aufgeklappt, wofür man einiges an Platz benötigt. Bei gutem Wetter macht ihr das am besten draußen. Der enge Bastelkeller wird wohl kaum reichen.
Dann geht’s ans Eingemachte. Zunächst wird das Bike vorbereitet, indem Sattel samt Stütze herausgezogen und das Schaltwerk abgeschraubt werden. Letzteres ist nicht zwingend nötig, allerdings ist es so samt Schaltauge besser vor Beschädigungen geschützt. Außerdem lässt sich im nächsten Schritt der Kettenblattschutz leichter anbringen, da die Spannung von der Kette genommen ist. Dieser schützt das (große) Kettenblatt und die Kettenstrebe. Nun werden die Räder ausgebaut.
Der mitgelieferte Kettenschutz sichert das Kettenblatt und die Kettenstrebe vor Transportschäden. Der Kettenstrebenschutz im Seitenprofil.
Bevor das Bike im nächsten Schritt in der Tasche fixiert wird, legen wir noch die Gabelschoner an. Jetzt wird die Gabel in die Halterung der Tasche eingespannt und mit der eigenen Steckachse (oder dem Schnellspanner des Bikes) fixiert. Hier ergibt es natürlich Sinn, vorab die passenden Adapterhülsen in die Achsaufnahme einzusetzen. Die „Schutzachse“ fürs Hinterrad dient nur dazu, dass der Hinterbau nicht zusammengedrückt werden kann. Nachdem beide Achsen fest sitzen, sorgt noch ein Spanngurt am Tretlager für absolut sicheren Halt.
Das Bike wird zunächst sicher im Achshalter der Tasche fixiert – nun lassen sich die weiteren Schritte viel einfacher durchführen Der hintere Achsschutz dient nur dazu, dass der Hinterbau nicht gequetscht werden kann Der Vorbau wird zunächst „eingepackt“, dann kann der Lenker mit Klettgurten an der Gabel fixiert werden Zur Not geht es auch so – dennoch ergibt die Demontage des Schaltwerks Sinn. Sicher ist sicher!
Nun steht das Bike sicher in der Tasche, sodass wir uns den nächsten Schritten widmen können. Wir demontieren den Lenker samt Vorbau, dem wir den mitgelieferten Vorbauschoner überstülpen. Das Ganze verzurren wir mittels Klettgurten an der Gabel. Jetzt legen wir noch die Laufräder an die dafür vorgesehen Stellen und fixieren sie mit den „Hub Caps“, die nicht nur für besten Halt sorgen, sondern auch Schläge gegen die Naben abfedern und auf der anderen Seite die Bremsscheiben schützen. Zwei Laufradsätze soll die Tasche übrigens insgesamt aufnehmen können.
Alles hat seinen Platz. In der „Helium V4“ finden vier Laufräder den ihren Die „Hub Caps“ fixieren die Laufräder und dämpfen eventuelle Stöße ab Nachdem die Laufräder platziert wurden, werden noch die Luftpolster darauf geklappt
Laut Anleitung ist nun der beste Zeitpunkt, noch weiteres Zubehör in der Tasche zu verstauen. Also platzieren wir noch Schuhe, einen kleinen Rucksack und ein paar Ersatzteile am Boden der Tasche und im vorderen Rahmendreieck. Insgesamt ist neben dem Rad noch genug Platz, um Dinge zu verstauen, die sonst im normalen Gepäck verschwinden müssten. Nachdem alles drin ist, sind wir sehr gespannt, ob sich die Tasche nun einfach schließen lässt. Und siehe da: Die Kanadier haben einen guten Job gemacht! Tatsächlich lässt sich der große Reißverschluss ohne Widerstand schließen und auch das Frontteil ist schnell hochgeklappt und verschlossen. Darin haben wir übrigens noch den „Sack“ verstaut, in den die „Helium V4“ am Ziel der Reise verstaut werden kann, sowie ein paar Kleinteile. Natürlich probieren wir auch noch, einen zweiten Laufradsatz zu verpacken. Dadurch wird das Paket deutlich straffer, sodass man etwas genauer darauf achten muss, dass nicht zu viel Druck auf die Reißverschlüsse einwirkt. Dafür mussten wir im ersten Versuch nochmal ein bisschen umpacken, dann passte aber alles perfekt.
Fertig zum Verschließen! Die Seitenteile sitzen Kurz vorm Verschließen der Tasche werden noch mittels Pumpe die „Luftpolster“ befüllt Ganz zum Schluss muss noch das Frontteil, in das ihr noch ein paar Kleinteile laden könnt, geschlossen werden
Ein Schritt steht noch aus: Das Aufpumpen der Luftpolster. Nun kommt die Pumpe ins Spiel. Deren Schlauch muss in eines der Ventile gesteckt werden. Dafür öffnet man die Tasche wieder ein bisschen, dann kommt man ganz gut dran. Ein bisschen fummelig ist das zwar, aber insgesamt ist es keine zu große Herausforderung. Es benötigt rund 50 Pumpstöße und schon ist der zusätzliche Schutz einsatzbereit. Die Luftpolster sorgen dafür, dass Laufräder und Rahmen garantiert keinen Kontakt haben, außerdem sitzt durch sie alles perfekt. So kann sich im Inneren der Tasche nichts bewegen und im Fall eines Stoßes (zum Beispiel, wenn die Tasche irgendwo runterfällt) wird der Aufprall perfekt gedämpft.
Insgesamt hat das Verpacken sehr gut funktioniert. Wenn man es einmal nach Anleitung gemacht hat, sind die Schritte eigentlich ganz logisch und einprägsam, sodass man beim nächsten Mal auch ohne klarkommt. Nun kann die Reise losgehen. Bei allen Finessen, die die Tasche bietet, ist der Transport unser eigentliches Highlight. Die „Helium V4“ ist total handlich. Alle Griffe sind perfekt positioniert, sodass man die Tasche zum Beispiel leicht aufs Band an der Gepäckaufgabe oder auf eine Rolltreppe heben kann. Die kompakten Maße sind vor allem bei der Anreise zum Flughafen per Bahn nützlich. Das Beste aber sind die vier Rollen: Dadurch lässt sich die Biketasche beinahe wie ein großer Koffer ziehen und schieben, was ein enormer Komfortgewinn im Vergleich zu anderen Transporttaschen ist. Bleibt noch zu erwähnen, dass Tasche und Rad unversehrt an ihrem Bestimmungsort ankamen. Die Tasche passte locker in den Kofferraum des Mietwagens, sodass der Fahrradurlaub schnell und ohne Probleme beginnen konnte.
Fazit
Die „Helium V4“ ist eine wahnsinnig durchdachte Fahrrad-Transporttasche – bildlich gesprochen fast so leicht wie das Edelgas! Was auf den ersten Blick etwas unhandlich und überladen aussieht, ergibt im praktischen Gebrauch in jeder Hinsicht Sinn. Das Bike ist perfekt geschützt und – mit etwas Übung – schnell verpackt. Die Maße der Tasche sind handlich und dank der Rollen ist der Transport sensationell komfortabel. Last but not least lässt sich die Tasche an ihrem Bestimmungsort einigermaßen klein verpacken und somit platzsparend verstauen. Einziger Wermutstropfen ist der vergleichsweise hohe Preis. Bedenkt man aber den guten Schutz des teuren Bikes und den enormen Komfortgewinn auf der Reise, ist das eine Investition, die sich sehr schnell bezahlt macht.