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Ein Radjournal von Brügelmann

Overnighter Blick aus Zelt MTB

Overnighter: Das Abenteuer für Zwischendurch

Overnighter: Das Abenteuer für Zwischendurch

Einfach mal raus – Ein „Overnighter“ als perfektes Microadventure?

Brügelmann Blog 9. September 2020 7 min.

Ruckzuck wird der Alltag zum nervigen Einheitsbrei aus arbeiten, einkaufen und einfach funktionieren. Da ist es kein Wunder, wenn dir die Decke auf den Kopf fällt und du die schlechte Laune nicht mehr abgeschüttelt bekommst. Kennst du das? Dann haben wir hier dein Ticket raus aus dem Alltagstrott: Ein Overnighter bietet dir die ideale Gelegenheit, einfach zwischendurch mal ein kleines Abenteuer zu erleben. Ein echtes Microadventure! Keine Angst, es ist viel leichter als du denkst. Wie genau das geht? Hier haben wir ein bisschen Inspiration für dich.

Raus aus dem Alltag, rein in den Overnighter

Over was? Overnighter!

Einfach übersetzt heißt Overnighter nichts weiter als „über Nacht“. In unserem Fall etwas konkreter: eine Nacht draußen zu sein. Dabei bezieht sich das Draußen nicht nur auf die fehlenden Ziegel und Mauern, sondern vielmehr auf die große Blase, in der du dich selbst sonst immer bewegst. Damit ist die Social-Media-Blase gemeint, aber auch Freunde, Familie und vor allem Gewohnheiten. Deswegen ist es sehr wichtig, das Ganze nicht tausendfach zu durchdenken, sondern einfach loszulegen. Mach dir keinen Kopf über Details. Überlege kurz, worauf du Bock hast und schon kann es losgehen. Es geht vor allem darum, dich freizumachen von allem, was dich sonst umgibt und einengt. Ein Overnighter soll dir die Gelegenheit geben, endlich mal wieder du selbst zu sein.

Sich selbst und auf dem Bike runterfahren: Dafür ist der Overnighter perfekt

Aber was machst du nun genau bei so einem Overnighter – also außer du selbst zu sein? Die Antwort ist eben: Mach einfach genau, worauf du Bock hast! Lass das Navi aus und fahr einfach mal irgendwelche Straßen lang, bis du denkst, es ist Zeit schlafen zu gehen. Oder fahr die Nacht durch. Ein klassischer Overnighter besteht aus einer kleinen Radtour mit anschließendem Camping im Wald oder sonstwo draußen. Am nächsten Morgen stehst du früh auf und fährst wieder zurück. Es geht nicht darum, viele Kilometer abzuspulen, sondern den Ausflug so schön wie möglich zu machen. Also kein Stress, kein Druck, einfach mal das tun, was du willst. Höchstwahrscheinlich spielt Radfahren dabei eine entscheidende Rolle, es muss aber nicht im Mittelpunkt stehen.

Einfach mal sein: Beim Overnighter kannst du richtig abschalten

Die optimale Overnighter-Ausrüstung

Nun aber mal konkret zur Planung, denn ganz ohne geht es dann doch nicht. Was brauchst du alles für dein Microadventure beziehungsweise deinen Overnighter? Alles und nichts könnte die Antwort darauf lauten. Jeder Overnighter kann anders sein. Willst du draußen schlafen oder die Nacht durchfahren? Ist es eine tropische Nacht oder ein kühler Herbsttag? Handelt es sich vielleicht sogar um die kürzeste Nacht des Jahres? Je nach Situation und grobem Vorhaben gilt es, die Ausrüstung anzupassen. Der Grundsatz bei der Ausrüstung für einen Overnighter ist allerdings der gleiche wie beim Bikepacking generell: so wenig wie möglich, aber gerade so viel wie eben nötig. Unter dieser Prämisse haben wir eine kleine Packliste mit den essenziellen Dingen zusammengestellt, die bei einem Overnighter für uns dazu gehören:

Overnighter Packliste

– Fahrrad
– Klamotten für auf dem Rad
– Klamotten für neben dem Rad
– Schlafsack und Isomatte
– Werkzeugset (Schlauch, Reifenheber, Luftpumpe)
– Hygienebeutel (Zahnbürste, Zahnpasta, Feuchttücher)
– Handy (eventuell mit Powerbank)
– Spork und scharfes Messer
– Beleuchtung (falls du im Dunkeln fahren möchtest)

Ein wenig Equipment benötigst du natürlich beim Overnighter, aber wirklich nicht viel

Wir denken, dass die komplette Bikepacking-Ausrüstung mit Zelt, Kocher und allen möglichen Taschen am Rad erstens zu lang dauert (beim Zusammensuchen und am Rad montieren), dem Leitsatz des Overnighters widerspricht (keep it simple) und alles weniger abenteuerlich macht. Nicht umsonst soll dich ein Overnighter eben auch ein Stück raus aus der Komfortzone bringen. Erfrierungen dritten Grades und Hungerleiden musst du deswegen nicht fürchten, außer du willst es. Vielleicht setzt du dir einfach ein Limit und investierst zum Beispiel höchstens 30 Minuten in die Vorbereitung (Wettercheck, Route, Ausrüstung). Langfristig könntest du dir eine eigene „Overnighter-Kiste“ im Keller einrichten, mit allem, was du so brauchst.

Ein Hardtail wie das GT Zaskar ist das ideale Gefährt für einen Overnighter

Wohin beim Overnighter?

Es gibt generell zwei Möglichkeiten beim Overnighter: 1. Du hast ein Ziel oder 2. eben nicht. Manchmal lohnt es sich, vorab im Netz eine Schutzhütte zu suchen (zum Beispiel hier) und eine Route etwa mit Komoot zu erstellen. Der Vorteil ist dabei, dass du dich grob auf die Fahrzeit einrichten und zum Beispiel noch einen Supermarkt-Stopp einplanen kannst, aber auch, dass ungefähr klar ist, wie und wo du schlafen wirst. Wenn du einfach ohne Ziel losfährst, hast du natürlich ein größeres Freiheitsgefühl und kannst nach Lust und Laune entscheiden, wie weit es gehen soll und wo dein Schlafplatz ist. Allerdings könnte das auch zu nervigen Recherchen unterwegs führen.

Wohin soll’s gehen beim Overnighter? Hauptsache in die Natur!

Drei Overnighter-Varianten

Wenn du immer noch nicht genau weißt, wie du deinen Overnighter am besten angehst, dann lass dich doch von unseren Vorschlägen inspirieren.

1.    Von zu Hause aus los und am nächsten Tag wieder zurück

Die einfachste und klassische Variante sieht so aus, dass du dich zu Hause auf dein Rad schwingst und einfach losfährst. Der große Vorteil daran ist natürlich, dass du sofort starten kannst, wann immer du willst. Der Abenteuerfaktor ist dementsprechend relativ gering, da du vermutlich die Strecken um deinen Wohnort herum schon kennst. Abhilfe schaffen auch hier Komoot oder andere Planungstools, mit denen du „fremde Strecken“ entdecken kannst.

2.    Mit dem Zug erstmal ein Stück raus und zurück mit dem Rad

Wie wäre es mit der Überraschungsvariante? Du würfelst eine Nummer (geht auch einfach online), gehst am Bahnhof zum gewürfelten Gleis und kaufst dann ein Ticket für einen Ort der weit genug, aber nicht zu weit entfernt ist. Dann machst du dich von dort aus auf die Rückreise und schlägst dein Zelt einfach dort auf wo es dir taugt. Am nächsten Morgen fährst du dann den Rest.

3.    So weit du kommst mit dem Rad, früh mit dem Zug zurück

Natürlich kannst du auch einfach losfahren und schauen, wie weit du an dem Tag noch kommst. Sind es 40 oder 140 Kilometer? Am nächsten Morgen kannst du einfach den ersten Zug in der Nähe nehmen und um 8:30 Uhr wieder pünktlich im Büro sitzen. Dann vielleicht mit einem müden, aber immerhin breiten Grinsen im Gesicht.

Test, Test, einszwo

Ein Overnighter ist nicht nur hervorragend geeignet, um mal den Alltag für eine Nacht hinter sich zu lassen, er ist auch die optimale Gelegenheit, neues Equipment zu testen. Leih dir von doch mal eine Hängematte oder sogar ein Bike aus, um mal etwas komplett Neues zu machen. Aber auch, wenn du dir neue Bikepacking-Ausrüstung gegönnt hast, kannst du sie bei einem Overnighter erstmal ganz in Ruhe testen, bevor du damit auf große Tour gehst. Bei Schlafsäcken beispielsweise kannst du so testen, ob sie zu kalt sind, ob die neuen Taschen am Bike verrutschen und so weiter.

Aber nicht nur für einen Materialtest eignet sich ein Overnighter. Nutze das Freiheitsgefühl, um einfach Dinge auszuprobieren, für die du im Alltag keine Zeit oder Raum hast. Vom Meditieren über Handstand bis zum Nüchterntraining (wenn du morgens ohne Essen zurückfährst) kannst du alles machen. Nackt im Wald ums Feuer tanzen geht natürlich auch. Einfach so. 

Du willst deine neue Bikepacking-Tasche mal testen? Auf zum Overnighter!

Overnighter Do’s and Don’ts

Hier und da haben wir schon mal erwähnt, was du bei einem Overnighter nicht gebrauchen kannst und was wichtig ist. In der folgenden kurzen Übersicht fassen wir nochmal alle wichtigen Punkte zusammen.

Don’ts

– mehr als 30 Minuten in die Vorbereitung investieren
– zerdenke dein kleines Abenteuer nicht
– spule nicht irgendwelche Kilometer ab
– zu viel vornehmen

Do’s

– einfach machen
– lieber zu wenig als zu viel Ausrüstung
– such dir unbekannte Wege und Routen
– teste neue Dinge
– fühl dich frei und entspann dich
– genieß die kleine Auszeit
– mach dich nicht verrückt: it’s all part of the journey, auch ein Platten, Regenschauer oder eine schlaflose Nacht

Ein Overnighter ist das ideale Abenteuer für zwischendurch. Egal ob du nur 20 Kilometer von deiner Haustür entfernt im Wald schläfst oder mit dem Zug erstmal ins Unbekannte aufbrichst: Es lohnt sich. Du brauchst nicht viel Material und nur ein wenig Mut dafür. Verfall nicht ins stundenlange Planen, sondern schnapp dir schnell das Wichtigste und fahr einfach los. Wenn du am Morgen danach wieder im Büro bist, wirst du den Overnighter garantiert nicht bereuen.