Nachhaltigkeit ist eines der bestimmenden Themen unserer Zeit. Die Verkehrswende ist ein wichtiges Puzzleteil für eine grünere Zukunft und für die Einhaltung der so wichtigen Klimaziele. Das Fahrrad kann hier eine entscheidende Rolle spielen, denn es bietet wirklich emissionsfreie Fortbewegung. Aber ist auch die Produktion von Fahrrädern und Fahrradteilen nachhaltig? Zum Glück kommt langsam Bewegung in die Branche und immer mehr Hersteller setzen auf ressourcenschonende Produktion, faire Arbeitsbedingungen, plastikfreie Verpackungen und mehr. Wie Nachhaltigkeit in der Fahrradindustrie aussehen kann, haben wir uns bei einem Besuch beim Lampenspezialisten Busch & Müller genauer angesehen.
„Made in Meinerzhagen“ – mit diesen Worten wirst du derzeit begrüßt, wenn du dich auf die Busch & Müller-Webseite klickst. Fragst du dich jetzt: Wo ist denn bitte Meinerzhagen? Genau das ist der Clou: Vermutlich hast du von der kleinen Stadt am Rande des Sauerlands noch nichts gehört. Trotzdem ist Busch & Müller stolz darauf, hier seine Wurzeln zu haben. Das ist nicht neu: Seit 1925 hat der Licht-Spezialist hier seinen Firmensitz, der sich seit den 1960er Jahren am Bamberg befindet, wo wir uns heute einen Einblick in die Produktion der allseits bekannten Lichter fürs Rad machen werden.
Sebastian Feßen-Fallsehr und Sebastian Göttling von BUMM führen uns durch die heiligen Hallen. Schon im Eingangsbereich gibt‘s alte Bilder und Fahrräder zu sehen. Wobei die Firmengründer eigentlich gar nicht so viel mit Fahrrädern zu tun hatten. Sie wollten, beziehungsweise mussten einfach Geld verdienen. Willy Müller und August Busch hatten nämlich ihre Lehren abgebrochen und fanden keinen Job. Zum Glück gab es Opa Busch: Der schenkte den beiden eine Kuh – das Startkapital der Firma.
In den ersten Jahren stellte Busch & Müller alles Mögliche her, womit man damals Geld machen konnte. Unter anderem auch Katzenaugen aus Glas für Fahrräder – der Grundstein für eine der beiden Produktsparten, auf die man sich heute spezialisiert hat: Motorradrückspiegel und „Licht und Sicht“ für Fahrräder. Die Herstellung von Fahrradbeleuchtung begann erst in den 1980er Jahren – richtig Schwung nahm sie etwa ab dem Jahr 2000 mit auf, als die damals neue LED Technik auch an Fahrrädern immer mehr zum Einsatz kam. Mit ihrer indirekten LED-Beleuchtung landete Busch & Müller einen Coup – seither ist der Firmenname beinahe ein Synonym für hochwertige High-Tech-Fahrradbeleuchtung Made in Germany.
Soweit, so gut. Aber was ist an all dem besonders nachhaltig? Bestehen Fahrradlampen nicht zu großen Teilen aus Kunststoff, werden vermutlich irgendwo in Fernost produziert, vielleicht noch in Deutschland montiert und aufwändig verpackt an die Fahrradhändler und Endkund*innen verschickt? Bei vielen Firmen ist das sicher so. Nicht so bei Busch und Müller. Im Meinerzhagener Werk arbeiten rund 300 Mitarbeiter*innen. Hier entsteht jede einzelne Leuchte und zwar von Anfang bis zum Ende. „Made in Germany“ – das ist hier mehr als ein kleiner Aufdruck auf der Verpackung. Bei Busch & Müller nimmt man das wirklich wörtlich. Wir können uns selbst davon überzeugen: Von der Spritzgussform bis zur Eloxierung, hier wird alles selbst gemacht. Und wenn es wirklich mal nicht anders geht, setzt das Unternehmen auf Partner aus der Region. Gerade in den letzten Jahren sollte sich zeigen: Diese Philosophie lohnt sich nachhaltig. Während andere mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen haben, kann sich Busch & Müller auf seine Partner verlassen.
Wie „Made in Meinerzhagen“ genau aussieht, das können wir uns jetzt anschauen. Und tatsächlich ist es äußerst beeindruckend, was wir zu sehen bekommen. Offenbar wird wirklich beinahe alles, woraus ein Fahrradlicht besteht, hier im eigenen Firmensitz hergestellt. Hier stehen Spritzgussmaschinen für die Kunststoffgehäuse, nebenan befindet sich der eigene Werkzeugbau und in einem anderen Raum surren die Fräsen vor sich hin und spucken allerlei Metallteile aus. Selbst scheinbar unbedeutende Kleinteile werden vor Ort hergestellt: Aus einer Rolle mit Metallband stanzt eine große Maschine winzige Klemmen für die Verbindung elektrischer Leitungen. Es ist wirklich beeindruckend. Es ist spannend zu sehen, in wie vielen Arbeitsschritten so ein Fahrradlicht entsteht. Vor allem aber ist es faszinierend, dass alles wirklich hier in ein und demselben Gebäude passiert. All das ist tief in der Unternehmens-DNA verankert. „Nachhaltigkeit“ als Trend? Nicht bei Busch & Müller. Vielmehr wird hier eine Art natürliche, traditionelle und gelebte Nachhaltigkeit praktiziert – weil es eben immer schon so war.
Mit den neuen „Friendly“-Produkten möchte man bei Busch & Müller noch gezielter darauf aufmerksam machen, wie die eigenen Produkte entstehen. Das „Friendly“-Label bekommen alle BUMM-Produkte, die besonders nachhaltig entstehen. Dabei geht es nicht nur um die reine Produktion. Das ganzheitliche Konzept berücksichtigt auch beispielsweise eine nachhaltige Verpackung, Recycling- und Reparaturfähigkeit.
Beispiele dafür gibt es viele. Der Firmen-Neubau beispielsweise wird mit dem Kühlwasser aus der hauseigenen Kunststoffspritzerei geheizt. Dieses Kühlwasser ist Regenwasser, das draußen in einem großen Tank gesammelt wird. Auch den alten Verpackungen mit Kunststoffblistern geht es an den Kragen. Stattdessen werden künftig FSC-zertifizierte Pappkartons verwendet, die von einem Faltschachtellieferanten aus der Nachbarschaft kommen. Highlight der Friendly-Kampagne ist der neue IQ XS Scheinwerfer, der aus kompostierbarem Kunststoff hergestellt wird.
Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Eine weitere bezieht sich auf den Produkt-Lebenszyklus, der viel zu oft viel zu schnell endet. Vieles heutzutage ist als Wegwerfprodukt ausgelegt. Nicht so bei Busch & Müller. Hier sagt man klipp und klar: „Ja, wir reparieren, wann immer es möglich ist!“. Bei Busch und Müller ist es Ehrensache, dass defekte Produkte verwertet oder, wenn möglich, repariert werden. Das hat einen weiteren positiven Nebeneffekt: Wenn defekte Produkte nicht einfach entsorgt, sondern zunächst ausgiebig gecheckt werden, kann man daraus zugleich wertvolle Informationen für zukünftige Verbesserungen sammeln.
„Friendly“ ist ein echt rundes Konzept – das ist nach unserem Besuch bei Busch & Müller klar. Es beweist vor allem eines: Nachhaltigkeit ist viel mehr, als nur ein Modewort. Nachhaltigkeit macht Spaß und sie lohnt sich. Wirtschaftlich für den Hersteller, aber auch für Kundinnen und Kunden, die ein haltbares, reparierbares Produkt erhalten, an dem sie lange ihre Freude haben werden.
Busch & Müller zeigt, dass nicht nur die Fahrt auf dem Rad eine nachhaltige Sache ist, sondern wie auch die Herstellung von Fahrradteilen nachhaltiger werden kann.