Es gibt viele Gründe, warum ein Trainingscamp ausfallen kann. Covid-19, keine Zeit oder der Wunsch, weniger zu fliegen. Aber das muss nicht heißen, gleich ganz ohne ein Trainingslager in die neue Saison zu starten. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir ohne den Besuch auf Mallorca oder einer anderen sonnigen Insel Spaß auf dem Rad und Power in die Beine bekommen.
Trainingslager zu Hause
Ein Trainingslager zu Hause ist sicher nicht die kreativste, dafür mit Sicherheit die effektivste Idee. Es bietet einige Vorteile gegenüber einem Trip nach Malle. Da ist zum Beispiel die große Zeitersparnis. Nicht nur die Reise selbst (Fahrt zum Flughafen, der Flug selbst, Warten am Check-in, auf den Abflug, aufs Aussteigen, auf den Koffer, und zurück nochmal genau das Gleiche) kostet richtig viel Zeit. Auch das Einpacken, Planen und natürlich überhaupt das Buchen von Hotel, Mietrad und Flügen dauert zusammen eine Ewigkeit. Wenn wir mal grob nachrechnen, kommen dabei locker ein paar Tage zusammen. Stell dir vor, dass du diese Zeit in deiner gewohnten Umgebung auf dem Rad investierst. Hast du damit nicht schon deutlich mehr gewonnen? Daneben sparst du natürlich auch noch einiges an Geld, denn der Weg auf die Insel plus Unterbringung, Mietauto und Leihrad kostet natürlich insgesamt einen dicken Batzen Geld. Für deine Umweltbilanz ist die Sache auch noch richtig gut.
Wie so ein Trainingslager zu Hause aussehen kann, fragst du dich vielleicht jetzt? Im Grunde sieht es sehr ähnlich aus wie auf Mallorca. Es geht im Wesentlichen darum, viel Rad zu fahren und jede Menge Spaß zu haben. Das Wetter generell und die Temperaturen im Speziellen können natürlich mit dem Klima auf Mallorca nicht mithalten. Dann musst du kreativ werden: Mach doch einfach zwei oder drei kürzere Touren von einer bis drei Stunden statt die große Tagestour. So kannst du dich zwischendurch richtig aufwärmen und dir daheim leckeres Essen zubereiten, statt immer nur Riegel und Gels zu konsumieren. Oder wechsel mal auf das Mountainbike oder den Cyclocrosser, um mehr Abwechslung ins Training(slager) zu bringen. Oder bleib einfach drin und fahr eine Runde auf der Rolle. Schlechtes Wetter hat aber auch sein Gutes: Nicht zuletzt stärkt schlechtes Wetter dein Immunsystem und stählt deinen Willen.
Wenn dir deine Umgebung nach gefühlten 1.000 Feierabendrunden zu langweilig geworden ist, dann fahr doch mit dem Zug ein Stück weg und radel zurück. So kannst du neue Gebiete kennenlernen und auf jeder Tour ein kleines Abenteuer erleben. Ein wenig Vielfalt bringt auch das Rad-ABC (welches wir aus diesem Buch kennen) auf den Plan. Dabei fährst du zum Beispiel einbeinig eine Steigung hoch, baust eine Trittfrequenz-Pyramide oder übst den Wiegetritt, indem du mit starrem Oberkörper im Stehen einen Berg hochfährst.
Challenge yourself!
Wolltest du dich schon lang mal wieder selbst herausfordern? Dann ist das die ideale Gelegenheit. Nimm dir die unsupported Bikepacking-Rennen zum Vorbild und mach einfach deine eigene Challenge. Wie wäre es mit der Frage, wie viele Kilometer du in 24 Stunden schaffst? Oder schaffst du es zehn Tage am Stück, täglich 100 Kilometern zu fahren? Wie wäre es mit einem Everesting, bei dem du die Höhe des Mount Everest (8.848 Meter) an einem Berg oder Hügle deiner Wahl am Stück bewältigst, indem du ihn immer wieder hinauf strampelst? Möglichkeiten gibt es auf jeden Fall genügend und hinterher hast du immer ordentlich was für deine Form getan.
Trainer*in und Trainingsplan
Wie schon erwähnt sparst du einige finanzielle Ressourcen durch das ausfallende Trainingslager auf Mallorca. Um deine Form nachhaltig und langfristig zu pushen, kannst du das gesparte Geld in eine Leistungsdiagnostik, eine*n Trainer*in und einen persönlichen Trainingsplan investieren. Alle, die schon mal das Glück hatten, ein persönlich abgestimmtes Konzept für die eigenen sportlichen Ziele zu nutzen, wissen, wie effektiv das ist. Wenn jemand vom Fach das übernimmt, hast du garantiert weniger „Junk Miles“ in deinem Training und dafür am Ende mehr Power auf dem Pedal.
Neues Material
Natürlich lässt sich das gesparte Geld auch noch ganz anders anlegen – in neues Material zum Beispiel. Für das Trainingslager zu Hause könntest du dir zum Beispiel mal richtige Wintersachen wie Winterschuhe, Handschuhe oder eine Thermojacke leisten. Oder gleich ein anderes Fahrrad? Aber natürlich muss es nicht nur Material direkt rund ums Fahrrad sein. Bücher von Reiseberichten, die deine Fantasie anregen und deine Motivation nach oben treiben, sind ebenfalls sehr lohnenswert und eine hochwertige Kaffeemaschine sorgt dafür, dass du dich nach dem Training fühlst wie beim Trainingscamp in Girona.
Probier mal was Neues aus
Radfahren ist ohne Frage das Schönste auf der Welt, aber es lohnt sich auch immer mal wieder, etwas Neues auszuprobieren. Sieh es einfach positiv: Wenn dein Trainingslager auf Mallorca ausfällt, kannst du endlich mal Dinge ausprobieren, die dich schon lange reizen. Das kann von Spanisch lernen über Klavierstunden bis hin zu Zumba alles sein. Wenn du trotzdem deine sportliche Leistungsfähigkeit ausbauen möchtest, dann besuch doch mal einen Spinning-Kurs oder stärke dein Fundament durch Yoga und Bouldern. Lass deiner Fantasie freien Lauf.
Bleib optimistisch
Dir vom ausfallenden Trainingslager auf Mallorca die Stimmung komplett vermiesen zu lassen, ist das Schlimmste, was dir passieren kann. Radfahren ist nämlich immer genial. Auch wenn es dir auf Mallorca vielleicht am meisten Freude macht, heißt das nicht, dass es woanders keinen Spaß machen kann. Die innere Einstellung entscheidet darüber, ob es eine fantastische Tour war oder eine lästige Angelegenheit. Wenn deine Stimmung sich einfach nicht aufhellen möchte, dann nutze deine Lieblingsmusik oder ein paar epische YouTube-Videos, um dich in Stimmung zu bringen.
Wenn wir ehrlich sind, dann gehören die Trainingslager auf Mallorca natürlich zu den absoluten Jahreshighlights im Radsportkalender. Aber wenn wir weiter ehrlich sind, dann gibt es genug Alternativen, die genauso schön sein können. Mit der richtigen Einstellung, ein paar Hilfsmitteln und anderen „Leidensgenoss*innen“ ist der Wegfall des Trainingslagers auf Mallorca wirklich nur halb so schlimm – wenn überhaupt. Trotzdem hoffen wir, dass wir die schönste aller Radfahrinseln im kommenden Jahr wieder unsicher machen können.