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Ein Radjournal von Brügelmann

E-MTB Light, geht das?

E-MTB Light, geht das?

Was kann die neue Kategorie im Vergleich zu klassischen MTBs?

Brügelmann Blog 6. April 2022 6 min.

Wenn es um E-Mountainbikes geht, fällt meistens das Wort „mehr“. Mehr Leistung, mehr Reichweite, mehr Kapazität. Je weiter man mit einer Akkuladung kommt, desto besser. Gewicht wird dabei immer unwichtiger, da man die zusätzlichen Kilos bergauf mit den Wattstunden des Akkus kompensieren kann. Belohnt wird man mit einem satten, sicheren Gefühl, wenn es dann wieder bergab geht. Mehr ist also besser? Nicht immer.

Zwischen dem „mehr und weiter“ findet man einige E-Bikes, die zwar nicht genau das Gegenteil versprechen, aber einen etwas anderen Ansatz verfolgen: die „Light“ E-Mountainbikes. Weniger Reichweite, schwächerer Motor. „Wer braucht sowas?“ ist wahrscheinlich die erste Frage, die man sich stellt. Dann kann man doch gleich ein MTB ohne Motor nehmen, oder nicht?

Weniger Kapazität kann tatsächlich mehr Spaß bedeuten. Und damit du herausfinden kannst, ob weniger für dich vielleicht auch mehr ist, erklären wir in diesem Beitrag, wie genau diese zwei verschiedenen Arten von E-MTBs genau aussehen.

Doch um darauf genauer eingehen zu können, müssen wir nochmal einen Schritt zurückgehen. Wer braucht denn überhaupt ein E-MTB? Und das meine ich nicht als provokatives Streitthema, das mittlerweile eigentlich überflüssig sein sollte, sondern als ganz neutrale Frage, wieso verschiedene Arten von E-MTBs überhaupt existieren.

E-MTBs können vielseitig zum Einsatz kommen. Foto: R Raymon Bikes

Die meisten E-Bike-Fans möchten das „mehr“, das ich bereits im Intro erwähnt hatte. Man möchte das Maximum aus dem neuen E-Bike herausholen, was absolut verständlich ist. Schließlich möchte man die Natur und das Panorama genießen und nicht ständig an der Steckdose hängen – auch wenn das im Optimalfall natürlich mit einer verdienten Verschnaufpause verbunden ist. Viele entdecken dank des Motors das Mountainbiken erst richtig für sich, da die steilen Forststraßen und wurzeligen Trails bergauf nicht mehr so abschreckend wirken wie vorher. Das Erlebnis Der Aktionsradius wird größer und damit auch der Spaß.

Und was ist mit den „normalen“ Mountainbiker*innen? Die schon immer die nächste Herausforderung gesucht haben, für die es nichts Besseres gibt, als sich nach einem anstrengenden Anstieg mit einer spaßigen Abfahrt zu belohnen? Wenn man sich an hitzigen Online-Diskussionen und abfälligen Kommentaren im Wald orientiert, dann ist die Sache ganz klar: Die brauchen keinen Motor. Oder?

Klassisch vs. Light: Gemeinsamkeiten

Wenn man die zahllosen Diskussionen ausklammert, bemerkt man schnell, dass alle Mountainbiker*innen eine große Gemeinsamkeit haben: Sie wollen die Natur genießen, die beruhigende Stimmung des Waldes auf sich wirken lassen und einfach mal eine Auszeit vom Alltag haben. Egal ob das auf der Forststraße zum nächsten See oder nur auf Trails bergauf und bergab über steile Gipfel ist.

Am Ende des Tages wollen wir alle das Gleiche: Spaß. Foto: Raymon

Doch neben den philosophischen Gemeinsamkeiten gibt es auch einen technischen. Egal ob Light oder normal, bei allen E-MTBs kannst du das Level der Unterstützung in verschiedenen Modi einstellen. Auch die Auswahl im Bereich Ausstattung und Reifengröße bleibt alles gleich. Dort trennen sich aber auch schon Wege dieser beiden E-MTB Kategorien und es bleibt die große Frage: „Wie viel Unterstützung?“.

Klassisch vs. Light: Unterschiede

E-MTBs entwickeln sich – genau wie alle anderen Bikes – jedes Jahr stetig weiter. Doch ein paar Dinge haben sich mittlerweile eingependelt: Ein großer Akku, Gewicht um die 24 Kilogramm, Federweg um die 150 Millimeter. Das sind natürlich nur Mittelwerte, denn die Auswahl reicht von E-Hardtails bis vollwertigen E-Freeridern. Aber die goldene Mitte ist hier empfehlenswert, denn in Sachen Federweg ist mehr tatsächlich mehr: Durch den Motor ist es nicht mehr so wichtig, ob man effizient bergauf treten kann, denn schließlich hat man Unterstützung.

Bergauffahren wird mit dem E-MTB sogar zur eigenen Disziplin: Technisch anspruchsvolle, steile Uphills können in rasanter Geschwindigkeit erklommen werden und das bringt eine völlig neue Art von Spaß mit sich.

Mit dem E-MTB bekommt das Wort „Uphill“ eine völlig neue Bedeutung. Foto: Haibike

Dank der großen Akkus kommt man mit dem E-MTB von heute richtig weit und man kann sich richtig auspowern, wenn man möchte. Wenn man dann noch eine Lade-Pause einbaut, kann man schon die ein oder andere große Tagestour machen, ohne Gedanken an leere Akkus verschwenden zu müssen.

Das Gewicht sollte man aber trotzdem nicht außer Acht lassen. 24 Kilogramm sind ganze zehn Kilo mehr als das durchschnittliche Mountainbike ohne Motor. Das kann zwar Vorteile haben, wie zum Beispiel der zentralere Schwerpunkt des E-MTBs, was einem mehr Sicherheit auf dem Trail vermittelt. Doch das bedeutet auch, dass man mehr Gewicht manövrieren muss, wenn es mal nicht geradeaus, sondern in die Kurve geht. Für Richtungswechsel braucht man also spürbar mehr Kraftaufwand, je schneller man wird.

Akkus aufladen für alle: Futter für die Fahrer, Strom für die Bikes. Foto: R Raymon Bikes

Was man man ebenfalls nicht unterschätzen darf wie viel Gewicht so ein E-MTB mit sich bringt, wenn man mal absteigen muss. Liegt ein Baum quer im Wald oder hat man sich verfahren und muss umkehren, kann das Bike schnell zu einem nervigen Klotz am Bein werden. Ganz zu schweigen der Transport ins Auto oder in den Keller. Für viele kann das ein Grund sein, lieber kein E-MTB zu kaufen.

E-MTB Klassiker

Die Auswahl an Light-E-MTBs ist zwar deutlich kleiner, aber dafür vielfältiger.

Zum Beispiel findet man am Orbea Rise Trailbike eine gedrosselte Version des Shimano EP8 Motors, der in vielen klassischen E-MTBs verbaut ist. Er boostet weniger, der kleinere Akku hält aber dafür länger durch. Und man profitiert von der Gewichtsreduzierung und einem deutlich schlankeren Design. Das Rise geht fast schon als „Biobike“ durch, nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Gewicht. Das leichteste Orbea Rise kommt gerade mal auf 17 Kilogramm.

Fast nicht zu erkennen, der Motor. Foto: Orbea

Das Lapierre eZesty setzt auf einen Fazua Motor, der leichter und kompakter als die gängigen E-Bike-Motoren ist. Dafür ist die Unterstützung aber auch spürbar schwächer: Mit Fazua wird man nicht im Turbo den Berg rauf geschoben, sondern hat eine stetige Unterstützung, die den Uphill erleichtert und mehr Energiereserven für die Abfahrt lässt. Auch hier profitiert man von weniger Gewicht, weshalb man den Motor oft an E-Hardtails und E-Gravelbikes findet.

Dadurch nähern sich Light-E-MTBs der Agilität eines klassischen Mountainbikes an – sprich, der Kraftaufwand, den wir als Kritikpunkt des klassischen E-MTB angeführt hatten, kommt deutlich weniger zum Tragen. Sie lassen sich leichter durch Kurven zirkeln, über Kanten hüpfen und über Hindernisse tragen. Und trotzdem hat man den Vorteil, dass man Energiereserven für den einen oder anderen Trail mehr im Gepäck hat. Das Beste aus zwei Welten, quasi.

Light-E-MTBs laden zum Spielen ein. Foto: Orbea

Light-E-MTBs

Für wen eignet sich was?

Auch wenn die Auswahl an Light-E-MTBs im Vergleich sehr klein ausfällt, erlaubt diese Kategorie uns trotzdem den Luxus sich die Frage zu stellen: „Wenn ich Unterstützung brauche, wie viel davon?“

Wenn das Gewicht dir egal ist und eine ausgiebige Mittagspause bei dir immer auf dem Tagesplan steht, dann bist du wahrscheinlich mit einem klassischen E-MTB bestens ausgerüstet. Wenn du eine Garage hast und dein Bike nicht in den vierten Stock schleppen musst, umso besser. Auch den Spaß beim Bergauffahren kann man als neues Hobby für sich entdecken und die eigenen Fahrtechnik-Skills auf neue Level bringen.

Wenn du aber lieber gemütlich unterwegs bist und das Gefühl eines „echten“ Mountainbikes und seines verspielten, agilen Fahrverhaltens beibehalten willst, dann solltest du dir ein Light-E-MTB genauer anschauen. Du hast mehr Zeit auf dem Trail bei der gleichen Anstrengung und wenn dir mal ein Hindernis entgegenkommt, musst du danach nicht gleich eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio in Betracht ziehen. Und wenn dir doch mal der Akku ausgeht, kommst du auch ohne Antrieb dank geringem Gewicht noch entspannt nach Hause.

Aber egal wofür du dich entscheidest, jeder Motor wird deinen Spaß auf dem Mountainbike garantiert vervielfachen. Und was Besseres gibt es nicht, oder?

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