Die Definition von Enduro hat sich verändert und mit ihr auch die Bikes. Kaum etwas hat die Weiterentwicklung moderner Mountainbikes fürs Grobe so sehr beeinflusst wie die Professionalisierung des Enduro-Rennsports. In der Enduro World Series und ähnlichen Rennformaten haben sich Stages in regelrechte Downhillstrecken verwandelt, die in unfassbarer Geschwindigkeit runtergeknallt werden. Die passenden Bikes dafür sind bergab-optimierte Maschinen mit großer Nähe zu Downhillbikes geworden, mit denen man aber immer noch aus eigener Kraft den nächsten Trail-Einstieg erreichen kann.
Auch das neue Orbea Rallon, das Enduro-Flagschiff des baskischen Herstellers, hat eine große Portion Abfahrtstauglichkeit hinzugewonnen und präsentiert sich race-ready für die härtesten Strecken der Welt und Bikepark-Tage mit mehreren tausend Tiefenmetern. Die Rallon-Neuauflage greift zusätzlich noch eine ganze Reihe aktueller technischer Trends auf und präsentiert sich potenter als je zuvor. Hier gibt es die ersten Infos zum neuen Enduro-Bike der Basken.
Flacher, länger, Mullet-Option
Der erste Blick aufs neue Rallon zeigt ein vertrautes Bild. Geblieben ist die charakteristische Silhouette mit dem asymmetrischen Rahmen im Dämpferbereich. Ein genauerer Blick auf die Geo-Tabelle offenbart aber die umfassenden Änderungen der neuesten Generation und macht klar, wo die Reise des 29er Enduro-Bikes hinführt. Der Reach und die Kettenstreben sind ein ganzes Stückchen gewachsen, um das Bike noch satter und ausgewogener bei höheren Geschwindigkeiten zu machen. Der Lenkwinkel wurde flacher und der Sitzwinkel deutlich steiler. Über die zwei Einstellungen „Low“ und „Lower“ lassen sich Lenkwinkel und Tretlager noch einmal anpassen, um auch auf besonders steilen Strecken den Schrecken zu nehmen.
Auch in Sachen Federweg stehen weiterhin alle Zeichen stehen auf Abfahrt: Das Rallon bleibt bei 160 Millimetern am Heck und 170 Millimetern an der Front. Der Hinterbau wurde auf Schluckfreude hin optimiert und weicht nun Schlägen stärker nach hinten aus. An der Front bietet die serienmässig verbaute Fox 38 Souveränität auch in den wildesten Linien.
Trotz eindeutiger Stärke in der Abfahrt soll man mit dem Rallon immer noch komfortabel zum Trail-Einstieg kommen. Für Orbea ein wichtiger Grund, um den Sitzwinkel auf 77 Grad zu erhöhen und ein gerades Sitzrohr mit sehr großer Einstecktiefe umzusetzen. Denn so können große und kleine Fahrer*innen Remote-Sattelstützen mit richtig langem Hub nutzen.
Ebenfalls schön zu sehen: Es gibt das Rallon jetzt in vier Größen von S bis XL. Dank der Kombination aus kurzem Sitzrohr und langer Stütze können Fahrer*innen nun kleineren Abstufungen den passend langen Rahmen wählen. Orbea gibt dafür eine vorbildliche Größenempfehlung an, die anschaulich macht, dass die Rahmengröße für diese Art Bikes längst nicht mehr nur eine Frage der Körpergröße sondern auch des persönlichen Fahrstils ist.
Apropos persönlicher Fahrstil: Mittels eines Mullet-Link, einer angepassten Aufnahme für den Dämpfer, die man am Hinterbau austauschen kann, hat man die Möglichkeit, ein 27,5-Zoll-Hinterrad zu verbauen, ohne dass sich dabei die Geometrie verändert. So kann man mit wenig Aufwand verschiedene Setups ausprobieren und herausfinden, was am besten zum eigenen Fahrstil passt.
Ausstattungsvarianten
Man hat die Wahl zwischen vier Modell-Varianten, beginnend mit dem günstigsten Modell M20. Ausgestattet ist es dabei mit Fox Float Performance Fahrwerk und Shimano SLX Antrieb. Das Rallon M-Team kommt ab Werk schon als Mullet-Variante mit Fox Factory Luftfahrwerk und Shimano XT Antrieb. Beim Topmodell Orbea Rallon M-LTD bekommt man ein Fox Factory Fahrwerk mit Fox Float DHX2 Stahldämpfer und Shimano XTR Antrieb.
Carbon OMR – schneller statt steifer
Steif ist nicht immer die Antwort auf alles. Zwar bietet ein steifer Carbon-Rahmen ein direkteres Fahrverhalten und macht Richtungswechsel damit einfacher und effizienter, doch zu viel des Guten bedeutet Traktionsverlust und zusätzlich investierte Energie, um das steife Bike auf Kurs zu halten. Das stört Profis an harten Renntagen und macht auch Hobbyfahrer*innen nach langen Tagen auf dem Bike irgendwann keinen Spaß mehr, wenn die Gliedmaßen keine Kraft mehr haben, das Bike unter Kontrolle zu halten. Orbea setzt deshalb beim neuen Rallon-Rahmen auf die OMR-Technologie, um gezielt Steifigkeit zu gewinnen, wo es wichtig ist, aber auch dort etwas mehr Flex ins Chassis des Enduro-Bikes zu bekommen, wo es hilft, länger schnell zu sein.
Um das Material aber vor dem ruppigen Untergrund zu schützen, ist das Rallon mit einem Unterrohrschutz und zusätzlichen Verkleidungen am Hinterbau ausgestattet.
Lockr Zones
Die meisten Enduro-Fahrer*innen verzichten auf einen Rucksack, wenn es nur irgendwie möglich ist. Nicht nur, weil verschwitzte Rücken irgendwann ungemütlich werden, sondern auch weil die Gewichtsverteilung mit dem zusätzlichen Gepäck an der falschen Stelle eher ungünstig ist. Ein zentraler Schwerpunkt ist essenziell für die volle Leistung in der Abfahrt. Deswegen werden Rahmenfächer im Unterrohr als Staufach immer beliebter – und auch am neuen Orbea Rallon findet man jetzt das Lockr-Fach. Es ist dank ergonomischem Hebel kinderleicht zu öffnen und bietet maximalen Stauraum.
Was man ebenfalls schnell zu Hand haben muss: das Werkzeug. Wo andere Hersteller mit Lösungen im Steuerrohr oder Tretlager arbeiten, findet man das FLP-Werkzeug von Orbea in der Buchse des Hinterbaus. Ein schneller Griff nach unten und man hat das wichtigste Werkzeug zur Hand.
Unauffällige, aber sehr praktische Lockr-Zone Nummer drei: der abnehmbare Schnellspanner an der hinteren Steckachse. Das Hinterrad ist so sicher und schnell fixiert, jedoch ist die Gefahr, mit dem Hebel irgendwo hängenzubleiben, gebannt.
Auch wenn das Orbea Rallon eindeutig für ambitionierte Enduro-Fahrer*innen gemacht ist, die gern mal das ein oder andere Rennen damit bestreiten wollen, ist die Vielseitigkeit dieses Bikes unübersehbar. Es wurde an jedes Detail gedacht, um das Bike für so viele Fahrer*innen wie möglich zum passenden Bike zu machen und noch mehr Spaß auf knackigen Abfahrten haben zu können. Orbea hat die Trends der letzten Jahre im Auge behalten und präzise umgesetzt – Lösungen wie der Mullet-Link und die Lockr-Zones machen das neue Orbea Rallon zu einem richtig spannenden Bike.