Rennräder sind schon längst nicht mehr auf 21 Millimeter breiten, knüppelhart aufgepumpten Reifen unterwegs und nur darauf ausgelegt, so schnell wie möglich zu sein. Im Laufe der Zeit haben sich die verschiedensten Kategorien herauskristallisiert. Anhand des Focus Izalco Max und des Focus Paralane zeigen wir die Unterschiede zwischen einem reinrassigem Wettkampfrennrad und einem komfortablen Endurance-Rad auf.
Über Focus Bikes
Focus Bikes wurden Anfang der 1990er Jahre vom damaligen Cyclocross- und Mountainbike-Profi Mike Kluge gegründet. Der war seinerzeit richtig erfolgreich, heimste gleich drei Cyclocross-Weltmeistertitel ein und gewann 1990 auch noch den Mountainbike-Weltcup. Mit Focus Bikes konnte er seine Vorstellung des perfekten Bikes umsetzen und seine Erfahrung auch jenseits der Rennstrecke nutzen. Seitdem ist viel passiert, aber Mike Kluge ist, nach einer Auszeit, immer noch in die Entwicklung und als Markenbotschafter involviert. Ein besonderes Steckenpferd der Marke sind heute E-Bikes, worauf sich die Stuttgarter Firma seit mehreren Jahren spezialisiert hat. Um die soll es aber hier nicht gehen – wir beschäftigen uns heute mit zwei ausschließlich von Muskelkraft angetriebenen Rennrädern.
Warum diese beiden Modelle?
Auf den ersten Blick mag man denken: Rennrad ist gleich Rennrad. Dünne Reifen, Drop Bars, keine Schutzbleche und eine sportliche Sitzhaltung – das sind die wesentlichen Faktoren. Dass es aber noch viele weitere Elemente gibt, die ein Rennrad definieren, lässt sich an unseren beiden Vergleichsobjekten, dem Focus Izalco Max und dem Focus Paralane, sehr gut ablesen. Beide Rennräder verkörpern die Ästhetik eines edlen, modernen und eleganten Rennrads. Durch die Verwendung von Carbon als Rahmenmaterial werden die schönen Formen und Linien ermöglicht.
Auch in Sachen Ausstattung stehen das Focus Izalco Max und Focus Paralane auf der Höhe der Zeit. Scheibenbremsen haben sich in den letzten Jahren bei Rennrädern durchgesetzt und sind praktisch zum Standard geworden. Daher sind auch diese beiden Modelle ausschließlich mit Scheibenbremsen zu bekommen. Beim Antrieb setzt Focus auf große Auswahlmöglichkeiten. Sowohl SRAM als auch Shimano stehen zur Verfügung. Außerdem kannst du das Izalco Max als auch das Paralane mit mechanischer oder elektronischer Schaltung bestellen.
Gemeinsamkeiten
Lenker ist nicht gleich Lenker. Während am Paralane alle Kabel außen geführt werden … … steht bei den 9.x Modellen des Izalco Max kein Kabel im Wind.
Wenn wir die beiden Räder nun einmal konkret vergleichen, dann fallen gleich mehrere Gemeinsamkeiten auf. Das liegt natürlich daran, dass beide Fahrräder der Kategorie Rennrad zugeordnet werden können. Der Rennradlenker ist dafür das klare Kennzeichen und daher natürlich sowohl am Izalco Max als auch Paralane zu finden.
Der leichte Carbonrahmen und superleichte Anbauteile (je nach Modell können diese auch aus Carbon sein) führen zu einem Gesamtgewicht von deutlich unter 10 Kilogramm. Das Topmodell Izalco Max 9.9 kommt sogar auf nur 7,5 Kilogramm. Das ist zwar schwerer als der als absolutes Fliegengewicht bekannte Vorgänger, aber das Izalco Max ist aerodynamisch optimiert und so unterm Strich trotzdem schneller. Wirklich schwer ist es trotzdem nicht zu nennen, wenn man es zum Beispiel mit dem Einstiegsmodell des Paralane und seinen 9,35 Kilogramm vergleicht. Bei beiden Rennrädern steigt mit dem Preis die Wertigkeit der Schaltgruppen und sinkt das Gewicht. Beide Einstiegsmodelle werden mit einer Shimano 105 ausgeliefert. Kräftige Scheibenbremsen sorgen bei allen Bikes für eine sehr gute Bremsleistung und allerbeste Kontrolle bei genauer Dosierbarkeit.
Unterschiede
Obwohl das Focus Izalco Max und Focus Paralane einige Gemeinsamkeiten aufweisen, sind auch deutliche Unterschiede zu erkennen. Wenn wir von weitem auf die beiden Rennräder schauen, dann fällt zuerst die unterschiedliche Optk ins Auge. Das schnelle Izalco Max hat ein gerades Oberrohr, das komfortable Paralane ein nach hinten abfallendes. Insgesamt gibt es bei den Daten der Rahmengeometrie einige Unterschiede, die sich in der „Stack to Reach Ratio“ (STR) am einfachsten bündeln und veranschaulichen lassen. Je weiter dieser Wert unter 1,5 ist, umso sportlicher ist der Rahmen. Liegt er darüber, ist er eher komfortabel.
Der Stack bezeichnet bei einem Fahrradrahmen den vertikalen Abstand vom Tretlager bis zur Mitte der Oberkante des Steuerrohrs. Die Angabe Reach definiert auf der horizontalen Ebene den Abstand von der Mitte des Tretlagers bis zur Mitte der Oberkante des Steuerrohrs. Wenn wir nun den Stack durch den Reach teilen, erhalten wir die STR und damit eine ziemlich gute Aussage darüber, wie sportlich die Rahmengeometrie des jeweiligen Bikes ist. Beim Focus Izalco Max erhalten wir (je nach Größe) einen STR um 1,4. Beim Focus Paralane liegen wir dagegen bei einem STR Wert von etwa 1,55. Damit lässt sich veranschaulichen, dass das Izalco Max deutlich sportiver ist, was die Rahmengeometrie angeht. Du sitzt auf ihm grundsätzlich gestreckter und aerodynamischer. Nicht nur im Vergleich zum Paralane sticht dieser Wert hervor. Fast alle großen Hersteller haben ihre Wettkampfräder durch längere Steuerrohre und kürzere Oberrohre inzwischen massenkompatibler gemacht. Focus stemmt sich mit dem Izalco Max gegen diesen Trend, einen derart aggressiven Fit findest du auf dem Markt heute nicht mehr bei vielen Rädern.
Ein weiterer Unterschied zwischen dem Endurance Bike Paralane und dem Roadracer Izalco besteht hinsichtlich der Reifenfreiheit. Das Focus Paralane kann ohne Zweifel als „All Road Bike“ bezeichnet werden, da dort bis zu 35 Millimeter breite Reifen hineinpassen. Damit hast du die Möglichkeit, den Asphalt zu verlassen und auch über unbefestigte Wege zu düsen. Beim Focus Izalco Max hingegen passen nur 28 Millimeter breite Reifen hinein. Durch die enger gebaute Rahmenkonstruktion ist es zusätzlich windschnittig und damit im Endeffekt auch schneller.
Ein anderer gravierender Unterschied zwischen einem typischen Langstrecken- und Race Bike besteht in der Übersetzung. Unabhängig vom Hersteller des Antriebs am Rennrad und welche konkrete Gruppe angebaut ist gilt: Bikes für den Renneinsatz haben eine engere Übersetzung mit feineren Abstufungen, Langstreckenräder eher eine breitere mit hoher Entfaltung. Auch hier lässt sich dieses Detail mit einer kleinen Rechnung zeigen. Beim Izalco Max bekommen wir beim Übersetzungsrechner (Zähne Kettenblatt dividiert durch Zähne Ritzel) beim leichtesten Gang einen Wert von 1,2, zumindest bei den mit 52-36-Kurbel und 11-30-Kassette ausgestatteten teureren Modellen. Die günstigeren Modelle setzen auf eine Kompaktkurbel und damit auf 34-30 (1,13) als leichtesten Gang. Beim Paralane erhalten wir bei allen Modellen genau 1. Damit ist der leichteste Gang am Paralane deutlich leichter als am Izalco Max. Mit dem Paralane kannst du also steile Berge deutlich entspannter nach oben kurbeln, beim Izalco ist immer ordentlich Druck auf die Kette angesagt.
Für wen ist das Focus Izalco Max?
Mit dem Focus Izalco Max bekommst du ein erstklassiges, pfeilschnelles und sportives Rennrad. Es eignet sich vor allem für Rennradrennen jeder Art und auch für kurze Triathlondistanzen. Durch seine sportliche Geometrie und die leichten Anbauteile in Kombination mit den aerodynamischen Rohrformen ist es ideal, um Bestleistungen aufzustellen. Auch flotte Trainingsrunden kannst du mit dem Focus Izalco Max absolvieren. Mit ein wenig Tuning kannst du auch am Wettkampfrad sehr einfach mehr Komfort genießen. Das ist zum Beispiel mit 28 Millimeter breiten Reifen oder dickerem Lenkerband umzusetzen. Auch ein kürzerer Vorbau kann zu mehr Bequemlichkeit führen. Grundsätzlich ist dieses Bike bestens für dich geeignet, wenn du einen sportlichen Fahrstil pflegst und keine Challenge auslässt.
Für wen ist das Focus Paralane?
Das Focus Paralane ist ein universelles Rennrad, mit dem du nicht nur auf perfekt asphaltierten Straßen ordentlich Gas geben kannst. Es eignet sich für alle, die gern lange und entspannte, aber dennoch schnelle Touren unternehmen möchten. Mit der Möglichkeit 35 Millimeter breite Reifen aufziehen zu können, kannst du gelegentlich sogar abseits des Asphalts Spaß haben. Wenn dir also der Sinn eher nach Komfort und Abenteuer und weniger nach Bestzeiten steht, ist ein Endurance Bike wie das Focus Paralane das richtige für dich. Aber auch hier kannst du mit dünnen Reifen, einem längeren Vorbau und einem schmalen Lenker für mehr Race-Feeling sorgen.
Rennrad ist nicht gleich Rennrad. Obwohl die meisten davon sich auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sehen, zeigt sich oft erst auf den zweiten Blick genau, ob sie eher für die Langstrecke oder den Renneinsatz gemacht sind. Bei den beiden Modellen Paralane und Izalco Max zeigen sich die Hauptunterschiede in Sachen Geometrie, Reifenfreiheit und Übersetzung. Allerdings sind die Kategorien Race und Endurance auch nicht unumstößlich. Mit nur kleinen Anpassungen kannst du dein Rennrad schneller oder komfortabler machen.