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Ein Radjournal von Brügelmann

Ines Thoma Mountainbike mit Beleuchtung

Zwei Sättel, zwei Meinungen: Akku-Leuchte vs. Nabendynamo

Zwei Sättel, zwei Meinungen: Akku-Leuchte vs. Nabendynamo

Leuchtet deine Lampe mit Batterien oder Muskelkraft?

Brügelmann Blog 28. Oktober 2021 6 min.

Spätestens mit der Zeitumstellung sehen wir uns nicht nur mit der Dunkelheit konfrontiert, sondern auch mit der Frage, woher wir die Energie bekommen, die uns das Dunkel erhellen soll. Im Wesentlichen gibt es zwei Optionen: den Akku und den Nabendynamo. Beide Varianten haben natürlich ihre Vor- und Nachteile. Um genau diese beiden herauszustellen, haben wir zwei gefragt, die große Fans ihres jeweiligen Favoriten sind. Mit dabei sind Raphael Albrecht alias Cycling Rapha (Mitbegründer und Organisator der Orbit 360 Gravel-Serie) und Ines Thoma (eine der schnellsten Enduro-Fahrerinnen der Welt und Lupine Ambassador).

Pro Akku-Leuchte von Ines Thoma

Eine gute Lampe am Rad zu haben, ist in vielen Situationen essenziell und hat sich auch bei mir mehrfach und zum Teil überraschend als Rettung erwiesen. Natürlich gibt es die Arten von Nachtfahrten, die geplant sind. Dazu gehörten in der Vergangenheit immer mal wieder Enduro-Nachtrennen, bei denen man natürlich versucht, so viel Licht wie nur möglich zu haben, um eine ordentliche Leistung erbringen zu können. Wer so schnell fahren möchte wie tagsüber, muss eben auch genauso viel sehen können. Dabei hat sich die Strategie bewährt, jeweils eine starke Lampe (zum Beispiel die Lupine „Bettie“) am Lenker und eine etwas leichtere und kleinere (zum Beispiel die Lupine „Piko“) am Helm zu befestigen. Die Helmlampe folgt dem vorausschauenden Blick auf dem Trail und kann etwas höher eingestellt werden, während die Lampe am Lenker eher den Bereich direkt vor dem Vorderrad ausleuchtet.

Ines Thoma Mountainbike mit Beleuchtung
Es werde Licht: Mit einer potenten Helmleuchte wird es auch auf dunklen Trails taghell
Foto: Max Schumann

Daneben gibt es die vielen Situationen außerhalb von Wettkämpfen, in denen es aus verschiedensten Gründen eben noch dunkel ist, wenn man aufs Rad steigt. Wer die Winter in Deutschland kennt oder zur Arbeit pendelt, kann ein Lied davon singen. Praktisch ist, dass ich hier dieselben Lampen, die ich auch zur Skitour, zum Wandern oder bei anderen Aktivitäten am Kopf trage, auch an unterschiedlichen Bikes montieren kann. Mit zwei guten Lampen ist man für alle möglichen Unternehmungen gerüstet und kann entweder eine am Lenker und eine am Kopf montieren oder sich je nach Sportart nur für eine Lampe entscheiden. Zum Beispiel braucht es zum Joggen oder Campen wesentlich weniger Licht als beim Biken oder der Skitour, wo es ja um deutlich höhere Geschwindigkeiten geht.

Im Straßenverkehr habe ich mit den Jahren einen gewaltigen Respekt entwickelt und fahre, sobald es dämmert, am Renn- und Gravelrad nur noch mit Rücklicht. Die kleinen modernen Rücklichter (zum Beispiel Lupine „Rotlicht“) werden direkt mit einem USB-Kabel geladen und haben sogar einen Geschwindigkeitssensor. Das Licht leuchtet wie beim Auto noch heller, sobald man bremst.

Relativ neu entdeckt habe ich nun erst im letzten Jahr die fest installierten Leuchten, die speziell für Bikes funktionieren und somit immer am Lenker bleiben. Für mein Gravelbike gibt es eine schön montierte, schlanke Halterung, die unter dem Lenker sitzt und sehr unauffällig und aufgeräumt aussieht. Die passende Lampe, eine Lupine „SL F“ ist StVZO-zugelassen und der Akku kann dann bei Bedarf am Oberrohr montiert werden.

Da viele meiner Graveltouren einen gewissen Abenteuercharakter beinhalten und man nie so genau weiß, ob man nicht doch mal in die Dämmerung oder Dunkelheit kommt, ist es superpraktisch, einfach immer eine Lampe dabei zu haben.

Ines Thoma Mountainbike mit Beleuchtung
Ohne Licht kann es auf den wendigen Trails bei Ines Thoma auch schnell richtig gefährlich werden
Foto: Max Schumann

Über Ines Thoma

Ines Thoma ist 31 Jahre alt und mehrfache Teilnehmerin der Enduro World Series. Anfangs fuhr sie noch ausschließlich Cross-Country-Rennen im deutschen Nationalteam. Im Jahr 2014 wurde sie deutsche Meisterin im Enduro. Ines lebt und trainiert im Oberallgäu und hat ursprünglich Grundschul-Lehramt studiert. Neben den unterschiedlichen Mountainbike-Herausforderungen liebt sie Skifahren und Gravelbiken. Ines ist so großer Fan von Akkuleuchten, dass sie eine der Ambassadors von Lupine geworden ist.

Ines Thoma Mountainbike mit Beleuchtung
Gerade bei schnellen Downhills kann gutes Licht über fahren oder fallen entscheiden
Foto: Max Schumann

Pro Nabendynamo von Raphael Albrecht

Was ist der wichtigste Gegenstand auf Bikepacking-Reisen? Diese Frage kennt wahrscheinlich jeder, oder nicht? Die Antwort findet sich wohl irgendwo in den tiefen Welten der Schlafsäcke, Zelte und eben Lichter. Aber Licht ist nicht gleich Licht. Lux oder Lumen? USB oder Batterien? Warm oder kalt? Spot oder Kegel? Und eben Akku oder Nabendynamo?

Als Ultra-Distance-Fahrer hat die Frage für mich eine ganz besonders große Bedeutung, da meine Ausfahrten oftmals nicht mit Sonnenaufgang starten und bei Dämmerung enden, sondern sich durchaus auch über mehrere Nächte erstrecken können. Daher entschied ich mich für einen Nabendynamo an meinem Votec VRC. Eine Sorge weniger, dachte ich mir. Man hat ja schon genug andere Probleme während der langen Fahrten. Habe ich genügend Snacks dabei? Soll ich noch eine Windjacke einstecken? Oder die immer wiederkehrende Frage nach der optimalen Anzahl der Ersatzschläuche. Bei so viel Entscheidungsvielfalt möchte ich mir nicht auch noch über die Lichtsituation Gedanken machen müssen. Der Nabendynamo ist wie eine Monatskarte beim Bahnfahren. Immer dabei, fällt nicht weiter auf, aber wenn man Licht braucht, ist es da.

Raphael Albrecht Ultracycling Bikepacking
Bei Ultra-Distanzen über 1.000 Kilometer und weit darüber hinaus muss Raphael an vieles Denken. Der Akkustand für seine Beleuchtung gehört nicht dazu. Foto: Carlos Meyer

Einige Leser werden nun aufschreien: „Widerstand. Was ist mit dem Widerstand? Bei einem Nabendynamo muss ich ja 50 Watt extra treten.“ Nein, ich kann dich beruhigen. Das war vielleicht mal so, damals in den 90er Jahren. Ein Nabendynamo ist – wie der Name schon sagt – in die Nabe integriert und wird nicht mehr, wie früher üblich, an den Außenbereich des Reifens geklickt. Durch die Reibung des Dynamos und des rotierenden Reifens wurde so Energie in Form von Strom gewonnen, was nicht nur wenig effizient, sondern auch ziemlich unsexy war.

In Zeiten hochmoderner, in die Nabe integrierter Dynamos, sind aufzubringende Extra-Watt verschwindend gering. Vermutlich müsste man für das Extra-Gewicht der schweren Lithium-Ionen-Akkus oder Batterien und einer zusätzlichen Powerbank nicht weniger Leistung erbringen, um das Rad mit der gleichen Geschwindigkeit zu bewegen wie mit einem Nabendynamo.

Als kleine Anekdote hierzu: Im Oktober 2020 war ich zum Grand Finale meiner Rennsaison den Two Volcano Sprint in Italien gefahren. Ein gut 1.000 Kilometer langes, unsupported Rennen, welches die beiden Vulkane Vesuv und Ätna verbindet. Hilfe von außen war nicht erlaubt. Meine bisherigen Rennen fuhr ich immer mit einem Nabendynamo und hatte somit nicht nur einen jederzeitigen Zugriff auf eine Lichtquelle, sondern konnte über die Lampe sogar noch meine restlichen elektronischen Geräte laden. Zwei Fliegen mit einer Klappe würde ich sagen.

Fahrradfahren nachts Beleuchtung
Bei Ultra-Distanzen über 1.000 Kilometer und weit darüber hinaus muss Raphael an vieles Denken. Der Akkustand für seine Beleuchtung gehört nicht dazu.
Foto: Carlos Meyer

Nun hatte ich für den Two Volcano-Sprint ein neues Rad und musste mir kurzerhand eine akkubetriebene Lampe eines Freundes leihen. Drei große Lithium-Ionen-Akkus (3.5 Ah) fuhr ich mit mir herum, einen der schweren Akkus immer auf dem Kopf am Helm befestigt. Durch die Kälte in den italienischen Bergen entluden sich die Akkus schneller als gedacht, sodass ich zum Ende des Rennens kein Licht mehr hatte und Zwangs(-schlaf)-Pausen einlegen musste. Hätte ich das vorher wissen können oder sogar müssen? Ja, definitiv! Aber es ist eben diese eine Sorge weniger, über die man sich Gedanken machen muss.

Dennoch habe ich auch immer eine kleine Stirnlampe dabei. Denn auch ein Nabendynamo kann mal ausfallen (auch wenn mir das bisher noch nicht passiert ist).

Über Raphael Albrecht

Raphael Albrecht lebt in Berlin und war viele Jahre lang semiprofessioneller Tischtennisspieler. Erst mit 28 Jahren überkam ihn die Leidenschaft zum Radfahren während einer Tour über die Alpen zusammen mit seinem Bruder. Heute ist Raphael Mitbegründer der Orbit-360 Gravel Serie, mehrfacher Finisher von Ultra-Rennen wie dem Atlas Mountain Race und dem Two Volcano Sprint. Sein letztes Abenteuer war das Badlands Bikepackingrennen im Süden Spaniens im September, das er leider krank aufgeben musste.

Raphael Albrecht Ultracycling Orbit 360
Raphael hat als Mitbegründer der Orbit 360 Serie auch selbst einige der Strecken befahren und gefinisht. Dabei waren auch einige Stunden in der Dunkelheit dabei.
Foto: Max Riese