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Ein Radjournal von Brügelmann

Mountainbiketour Wald

Wozu brauchen wir Trail Rules?

Wozu brauchen wir Trail Rules?

Ein Interview mit Ingmar Hötschel von der DIMB

Brügelmann Blog 10. März 2022 14 min.

Kurz nachdem der Mountainbike-Boom aus den USA nach Europa schwappte, gründete sich die „Deutsche Initiative Mountainbike“ (DIMB). In Anlehnung an die amerikanische IMBA („International Mountain Bicycling Association“) wollte man sich auch in Deutschland für die Interessen der jungen Sportart einsetzen und erste Pläne für Fahrverbote im Wald im Keim ersticken. Seither ist viel passiert. Mountainbiken ist heute ein Breitensport und erlebt zur Zeit erneut einen wahren Boom. Wir wollten wissen, welche Probleme und Konflikte dadurch entstehen können und wie wir uns verhalten sollten, wenn wir in der Natur unterwegs sind. Dafür unterhielten wir uns mit Ingmar Hötschel von der DIMB und bekamen spannenden Einblicke in der Arbeit des Vereins aus erster Hand.

Ingmar Hötschel Deutsche Initiative Mountainbike DIMB
Ingmar Hötschel ist selbst begeisterter Mountainbiker und bei der DIMB für Kommunikation und Marketing zuständig. Im Interview stand er uns Rede und Antwort | Foto: DIMB / Ingmar Hötschel

Wozu braucht es überhaupt „Trail Rules“ und eine DIMB? Man sollte doch meinen, gegenseitige Rücksichtnahme ist selbstverständlich?

Eigentlich ist das so, dennoch gibt es diese Thematik ja bei jedem Natursportverband. Ob das jetzt der Deutsche Alpenverein, einer der größten Natursportverbände, oder der Deutsche Kanuverband ist: Überall da, wo mehrere Menschen zusammenkommen und ein Hobby oder einen Sport in der freien Natur ausüben, da gibt es ein gewisses Regelwerk. Man verständigt sich darauf, wie man sich in der freien Natur bewegt und auf was man achten muss. Manche Sachen sind dabei offensichtlicher und klarer für die meisten, sozusagen in gewisser Weise selbstverständlich. Aber es immer gut, wenn man die Menschen daran erinnert: Du bist nicht allein und du bist in der Natur unterwegs, also verhalte dich dementsprechend rücksichtsvoll. Wir haben die Regeln ursprünglich von der IMBA, der „International Mountain Bicycling Association“, übernommen. Wir sind auch unter dem Dach der IMBA organisiert und führen diese Regeln jetzt in Deutschland weiter und versuchen die Menschen für den Umgang miteinander und für die Umwelt, also gewisse Pflichten, zu sensibilisieren, setzen uns aber auch gleichzeitig für die Rechte ein.

Mountainbiker 90er-Jahre
Die Mitglieder der DIMB in den Gründungsjahren. Damals war einiges (insbesondere die Bekleidung) anders. Eines hat sich aber nicht geändert: Die DIMB setzt sich mit vollem Einsatz für die Belange von Mountainbikern ein | Foto: DIMB / Ingmar Hötschel

Als Ende der 1980er Jahre das Mountainbiken populär wurde, gingen diese Gerüchte um Fahrverbote im Wald umher. Wie konkret waren diese Pläne damals? Oder waren es doch nur Gerüchte? War das der Auslöser für die Gründung der DIMB?

Ich persönlich war 14, als die DIMB 1991 gegründet wurde und kann aus der Zeit nicht wirklich viel berichten. Aber ich habe natürlich mit ein paar Kollegen darüber gesprochen. Es war tatsächlich so, dass in den 1980er Jahren in Freiburgs Wäldern, also im Süden der Republik, das ganze seinen Ursprung hatte. Und tatsächlich gab es damals dieses Gerücht, dass das Radfahren im Wald verboten werden sollte. Das war der Auslöser für die Gründung der DIMB. Die erste Versammlung dazu fand 1990 statt, die Eintragung als gemeinnütziger Verein im Amtsgericht Freiburg fand dann im Juli des folgenden Jahres statt. Die IMBA diente als großes Vorbild und darum war es tatsächlich auch die Idee, möglichst viele Buchstaben des Namens zu übernehmen. Das hat zum Glück gut gepasst. Ganz aktuell hat der neue baden-württembergische Verkehrsminister verlauten lassen, dass er dafür ist, die seit Mitte der 90er Jahre im Gesetz festgelegte Zwei-Meter-Regel abzuschaffen, da sie an der Realität vorbeigeht und zudem nicht zielführend ist. Und daran sind wir mit unserer Verbandsarbeit sicher nicht ganz unschuldig. Unser Ziel ist nach wie vor die Förderung des natur- und sozialverträglichen MTB-Sports und die Verbesserung der Bedingungen zur Ausübung des Mountainbikens in Deutschland.

Seitdem ist ja wirklich viel passiert. Damals war Mountainbiken noch eine ziemlich wilde Randgruppenerscheinung – heute ist es Breitensport. Wie hat sich das auf die DIMB ausgewirkt? Was sind Meilensteine eurer Arbeit und wie unterscheiden sich die Ziele/Aufgaben von damals zu heute?

Der Fokus hat sich gar nicht so sehr verändert. Ein Schwerpunkt der DIMB ist auch heute die Aufklärung und Sensibilisierung – also den Leuten zu erklären, was Mountainbiken eigentlich ist. Gerade in vielen Verwaltungen hat man immer noch zu wenig Bezug dazu. Es gibt auf jeden Fall sehr unterschiedliche Wissensstände. Wir haben vom jungen Förster, der selber Mountainbike fährt und im Thema drin ist, bis hin zu den älteren Jahrgängen, die bisher keine Berührungspunkte mit dem Mountainbiken hatten, alles dabei. Die DIMB besteht aus drei Säulen: Die Vereinsarbeit mit den einzelnen regionalen Interessenvertretungen, die Ausbildung und die Fachberatung, in der wir unter anderem politische Arbeit auf Landes- und Bundesebene leisten und Vereine und andere Initiatoren zum Thema MTB-Angebote und Streckenbau beraten. Und diese Fachberatung ist nach wie vor die größte Säule in der DIMB, mit deren Fachwissen und Einsatz wir schon einige Gesetzesänderungen positiv begleiten konnten. 2003 ging es zum Beispiel in Baden-Württemberg darum, dass es eine Dreieinhalb-Meter-Regel geben sollte, also das Verbot von Mountainbiken auf Wegen unter 3,5 Meter Breite. Das konnten wir erfolgreich verhindern.

2019 haben wir gemeinsam mit anderen Natursportverbänden das WaSEG Papier entwickelt, das wir beim Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft abgegeben haben. Es beinhaltete eine Empfehlung, dass das Radfahren auf festen Wegen erlaubt ist. Ohne weitere Einschränkung, der Weg muss einfach nur „fest“ sein. Ob das jetzt ein handtuchbreiter Pfad ist oder ein drei Meter breiter Forstweg, ist egal. Diese Empfehlung soll nun peu à peu in die Landeswaldgesetzgebungen überführt werden. Laut Bundeswaldgesetz ist das Radfahren im Wald nämlich zunächst einmal erlaubt. Alles weitere regeln die Landeswaldgesetze und davon gibt es demzufolge aktuell 16 verschiedene. In Baden-Württemberg gibt es leider immer noch besagte Zwei-Meter-Regel, während Thüringen bereits die Formulierung unseres Papiers quasi 1 zu 1 übernommen hat.

Weiterhin kümmern wir uns um die Ausbildung Richtung Guiding und Fahrtechnik. Über diese ausgebildeten Fahrtechniktrainer und Guides erreichen wir unsere Zielgruppe und können unsere Ideen, wie die Trail Rules und das respektvolle Verhalten weitergeben. Aber es geht auch um die Vermittlung von Fahrtechnik.

Mountainbikerinnen Singletrail
Das Biken auf schmalen Trails macht natürlich besonders viel Spaß. Damit es hier keinen Ärger gibt und alle Waldnutzer*innen die Natur genießen können, hat die DIMB die „Trail Rules“ entwickelt | Foto: DIMB / Ingmar Hötschel

Mal zurück zu den Trail Rules: Schwarze Schafe gibt es überall, soviel ist klar. Aber wie ist das Verhältnis der großen Mehrheit von Wanderern, Spaziergängerinnen, Bikern und so weiter zueinander?

Ein wichtiger Aspekt dabei ist die „Multisportivität“. Keiner ist ja nur Radfahrer oder nur Wanderer. Die meisten Leute üben verschiedene Aktivitäten im Wald aus, gehen spazieren, joggen oder fahren Rad. Das trägt dazu bei, dass man eher in der Lage ist, sich in die Perspektive des anderen zu versetzen. Es gibt verschiedene Umfragen, wie zum Beispiel die Bike Studie Schwarzwald 2014 und 2019 oder die Umfrage des deutschen Wanderverbands 2018, die zeigen, dass nur sieben Prozent der Wanderer „sich ziemlich oder sehr“ von Mountainbikern gestört fühlen. Das bedeutet im Umkehrschluss: 93 Prozent fühlen sich vielleicht mal ein bisschen oder gar nicht gestört. Es gibt eine ganz aktuelle Umfrage aus Schottland, wo tatsächlich weniger als zwei Prozent der befragten Mountainbiker angaben, dass Konflikte oft oder immer vorkommen.

Mountainbike Trails Verbot
Trailbau ist im Gegensatz zum Befahren bestehender Wege grundsätzlich nicht erlaubt und es ist klug, die Interessen der anderen Waldnutzer*innen und des Waldes zu respektieren, damit es gar nicht erst zu Konflikten kommt. Wenn – so wie hier – seitens der Försterei Gesprächsbereitschaft signalisiert wird, ist eine einvernehmliche Lösung des Problems aber in greifbarer Nähe.

Solche Umfragen geben unserer Meinung nach gut die Lebensrealität wieder. Man nimmt natürlich Konflikte immer stärker wahr, als wenn alles glatt läuft und diese werden auch medial oft in den Vordergrund gestellt. Aber in der Realität finden sie selten statt und die gemeinsame, respektvolle Nutzung der Wege funktioniert wunderbar. Wenn man zum Beispiel weiß, wo es voll ist, kann man gewisse Hotspots auch von vornherein meiden. Du musst ja nicht unbedingt am Sonntag bei bestem Wetter an der Kampenwand Mountainbike fahren. Grundsätzlich stehen wir also für den gleichberechtigten Zugang der Biker zur Natur und für den Gedanken der gemeinsamen Wegenutzung unter dem Gebot der Rücksichtnahme. Das ist ja auch eine Form von Naturschutz: keine zusätzlichen Wege anzulegen. Aber da, wo es aufgrund starker Freizeitnutzung Hotspots gibt, kann man sie entzerren, indem man zum Beispiel attraktive, alternative Angebote für Biker schafft. Mountainbiken ist ein Breitensport geworden, sodass es Sinn machen kann zeitgemäße Angebote zu schaffen.

Sollte man denn eurer Meinung nach grundsätzlich lieber auf „offiziellen“ Bikestrecken wie zum Beispiel angelegten Flowtrails, in Trailparks oder im Bikepark fahren, sofern es sie gibt? Oder kann ich mit gutem Gewissen auch einfach ganz normale Waldwege nehmen?

Wie bereits oben erwähnt, ist das Radfahren in der Natur grundsätzlich auf Wegen erlaubt. Dabei ist mit Natur und Landschaft pfleglich umzugehen und auf Fußgänger besonders Rücksicht zu nehmen. Das funktioniert flächendeckend wie bereits erklärt sehr gut. Wenn es Hotspots gibt, kann es aber schon sinnvoll sein, durch ein spezielles Angebot die Leute positiv zu lenken. Grundlegend spricht aber überhaupt nichts dagegen, Wege gemeinsam zu nutzen und die Natur gemeinsam zu erleben. Die meisten Menschen sind auch absolut in der Lage, miteinander auszukommen. Es sind die berühmt-berüchtigten fünf bis zehn Prozent, die sich immer an irgendetwas stören. Die, mit denen man auch an der Kasse im Supermarkt mal Stress bekommt. Dagegen werden wohl auch wir als DIMB nichts tun können [lacht].

Grundlegend spricht auch überhaupt nichts dagegen, Wege gemeinsam zu nutzen und die Natur gemeinsam zu erleben. Die meisten Menschen sind auch absolut in der Lage, miteinander auszukommen.

Rücksicht zu nehmen bedeutet übrigens nicht nur, dass wir als Mountainbiker zum Beispiel unsere Geschwindigkeit reduzieren. Das bedeutet auch, dass der Wanderer mal zur Seite geht, wenn es gut passt. Oder wir halten an und lassen kurz den Spaziergänger mit seinem Hund vorbeigehen. Es ist immer ein Geben und Nehmen und abhängig von den verschiedensten Situationen. Es bricht sich niemand einen Zacken aus der Krone, wenn man anderen etwas entgegenkommt.

Eine generelle Kanalisierung, also dass nur noch bestimmte Wege für Mountainbiker befahrbar sind, halten wir aber für absolut nicht sinnvoll und zielführend. Wenn aus Gründen des Naturschutzes ein bestimmter Bereich beruhigt werden soll, dann sollte dieser von jeglicher Erholungsnutzung freigehalten werden. Denn wenn auf der anderen Seite dann noch die Wanderer daher gehen, ist dem Naturschutz auch nicht wirklich genüge getan. So gibt es zum Beispiel Studien, die zeigen, dass Wild vor Wanderern sogar deutlich weiter weg flüchtet, weil sie langsamer sind und sich somit länger in ihrem Gebiet aufhalten. Biker sind zwar schneller, aber eben auch schneller wieder weg.

Begegnung Hund Mountainbike Wald
Mal ehrlich: Solche Situationen kennt wohl jeder. Mit ein bisschen Rücksichtnahme sind das schöne Begegnungen, denn eigentlich wollen wir doch alle dasselbe: Die Natur genießen und eine schöne Zeit haben | Foto: DIMB / Ingmar Hötschel

Gibt es negative Effekte durchs Mountainbiken auf die Natur, die ich vielleicht verhindern kann, wenn ich sie kenne?

Jede Form der Naturnutzung hinterlässt Spuren. Und da gibt es den Fußabdruck vom Wanderer natürlich genauso, wie den Reifenabdruck des Mountainbikers. Generell ist Mountainbiken als wegegebundene Sportart absolut naturverträglich. Eine saubere Fahrtechnik, insbesondere eine saubere Bremstechnik sind hilfreich, um möglichst wenig Spuren zu hinterlassen. Wir sensibilisieren auch dafür, zum Beispiel durch Regen stark aufgeweichte Wege nicht unbedingt zu befahren oder sich bewusst zu machen, dass auch Wildtiere sich in der Dämmerung mal über Ruhe freuen. Auch das wieder Mitnehmen seines Mülls sollte selbstverständlich sein. Das geben wir auch über unsere Fahrtechniktrainer und in unseren Trail Rules weiter.

Gerade angesichts der großflächigen Waldrodungen, die momentan vielerorts die Verbreitung des Borkenkäfers eindämmen sollen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen – inwiefern spielen Fußabdrücke oder Reifenspuren da überhaupt eine nennenswerte Rolle?

Wir haben im Wald eine Art Dreiklang. Da ist zum einen die wirtschaftliche Nutzung des Waldes, aber auch die Waldfunktion als Erholung und die Waldfunktion als Klima- und Artenschutz. Diese drei Nutzungsarten stehen gleichberechtigt nebeneinander. Den Wald klimaresistent machen, ist auch in der Forstwirtschaft ein Riesenthema. Ein Ungleichgewicht dieser Waldfunktionen entstünde nur, wenn einem Interesse (zum Beispiel aus wirtschaftlichen oder persönlichen Beweggründen) Vorzug gegeben wird. Wir beobachten oft, dass die wirtschaftliche Nutzung des Waldes deutlich an Übergewicht gewonnen hat. Auch Klimaaspekte gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die Erholung wird unseres Erachtens leider oft eher hinten angestellt. Wir fragen: Wo bleibt die Erholungsfunktion des Waldes? Immerhin gibt es viele Studien, die belegen, wie gut es tut und wie gesund es ist, sich im Wald aufzuhalten.  

Mountainbikereifen Waldweg
Der Kontaktpunkt: Reifen auf Boden. Damit du möglichst wenig Spuren hinterlässt, ist eine gute Fahrtechnik wichtig. Insbesondere Vollbremsungen solltest du vermeiden, sofern es nicht unbedingt sein muss | Foto: DIMB / Ingmar Hötschel

Wie seht ihr das Thema E-Bikes? Dadurch werden bestimmte Areale in der Natur ja ganz sicher mehr Menschen zugänglich. Ist das legitim und verkraftbar oder sollte man das limitieren? Immerhin ist hier ja ein Motor im Spiel.

Für uns sind Pedelecs ganz klar das, als was sie auch rechtlich eingestuft werden – sie sind Fahrrädern gleichgestellt. Schließlich ermöglicht ein Motor auch vielen Menschen einen Naturgenuss, die ihn ansonsten vielleicht gar nicht mehr hätten. Zudem sind die meisten Menschen in der Lage sich richtig einzuschätzen. Hin und wieder gehen ja Meldungen durch die Presse, wo E-Biker nicht mehr runter kamen und geborgen werden mussten. Das sind aber auch laut Bergwacht eher Einzelfälle. Auch die aktuelle Unfallstatistik des DAV zeigt, dass es 2020 keine Kollision zwischen Mountainbikes und Wanderern gab. Die meisten E-Biker sind zudem eher genussvoll und auf Wegen in wenig sensiblen Gebieten unterwegs.

Wie steht ihr zum Thema „Mit dem Auto zum Trail fahren“?

Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir als DIMB mal gefragt haben: Wie startet ihr am häufigsten zum Biken? Damals kam heraus, dass 82 Prozent der Befragten direkt mit dem Bike starten. Ich will darüber nicht spekulieren und sicher gibt es hier auch große Unterschiede. Wenn ich in einem Mittelgebirge wohne, ist es zum Beispiel viel naheliegender, direkt zu Hause zu starten, als wenn ich mitten in der Stadt lebe. Trotzdem denke ich, dass die Leute zu ihrer normalen Hausrunde schon meistens mit dem Bike kommen. Wenn das nicht der Fall ist, wäre es natürlich wünschenswert, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel zum Einsatz kämen. Dazu appellieren wir auf jeden Fall, mit dem Zug und nicht mit dem Auto in die Berge zu fahren zum Beispiel. Zudem wäre eine flächendeckende, wohnortnahe Infrastruktur zur Ausübung des Mountainbikens mit attraktiven Angeboten sinnvoll, um längere Anfahrtswege mit dem Auto zu reduzieren.

Kinder Mountainbike Wald
Ein paar „Trail Rules“ sind wichtig – nicht zuletzt, damit auch der Nachwuchs in Zukunft die Natur und den Wald weiterhin genießen kann | Foto: DIMB / Ingmar Hötschel

Gibt es eigentlich mehr Konflikte durch den derzeitigen Fahrradboom?

Natürlich gab es einen richtigen Schub durch Corona. Nicht nur im Mountainbike-Bereich, sondern in allen Bereichen, wo man irgendwie draußen Sport machen kann. Das wird wieder ein bisschen abebben, das sieht man auch schon. Grundlegend fand ich dazu die Aussage einer Dame aus dem Naturschutz recht interessant. Sie hat in einem Interview sinngemäß gesagt: „Wir sind in Deutschland eben 82 Millionen Menschen. Und wem davon soll ich jetzt verbieten, sich in der freien Natur zu bewegen?“ Das ist finde ich genau der Aspekt. Wir sind ja auch ein Teil der freien Natur, eine von vielen Arten, wenn auch vielleicht die mit der meisten Verantwortung. Natürlich haben wir deshalb eine große Verantwortung für die Natur, aber ich kann niemandem verbieten, diese Natur auch zu erleben. Der Hauptaspekt ist: Was auch immer ich mache, ich sollte es verantwortungs- und rücksichtsvoll tun. Das hat sich auch durch die angestiegene Freizeitgestaltung in der Natur nicht geändert.

Eure Trail Rules kann man ja ganz einfach nachlesen und ich denke sie sind bewusst einfach gehalten, damit sich wirklich jede*r daran halten kann … Aber was ist nun, wenn der Konflikt erstmal da ist? Wie verhalte ich mich dann am besten?

Manchmal macht es Sinn, einfach zu sagen: Du hast deine Meinung, ich habe meine Meinung, lass uns einfach auseinandergehen und gut ist. Manchmal ist es also sinnvoll, das „Kriegsbeil“ ganz schnell zu begraben und die Situation nicht weiter anzuheizen. Grundlegend ist es wie bei allen Konflikten: Wenn man merkt, man kann mit jemandem noch reden, kann man natürlich versuchen, emphatisch Grenzen aufzuzeigen und den Konflikt kritisch zu beleuchten. Wichtig ist: aktiv zuhören, ruhig bleiben, mit Kritik souverän umgehen, Provokationen gelassen hinzunehmen. Auf die Weise findet man vielleicht einen Ausweg aus dem Konflikt und geht danach freundlich auseinander. Schließlich ist man ja in den Wald gegangen, um sich zu entspannen. Ich glaube mit ein bisschen mehr Gelassenheit im Leben wäre viel gewonnen.

Danke, Ingmar, für das Gespräch und alles gute für eure Arbeit mit der DIMB!