Die Edge-Modelle von Garmin mit 4 Ziffern im Titeln waren schon immer die Flaggschiffe in Sachen Radcomputer. Auch die neueste 1040er-Generation macht keine Ausnahme und bringt eine Menge Neuigkeiten mit sich. Von den neuen Features dürften sich nicht nur diejenigen angesprochen fühlen, die jeden Winkel ihrer Krafteinwirkung aufs Pedal analysieren möchten. Tatsächlich bietet der neue Supercomputer auch für lange Touren und den ganz normalen Alltag eine Menge Vorteile. Einer unserer Kollegen durfte ihn schon für ein Wochenende lang austesten – hier sind seine Eindrücke.
Nach dem Auspacken
Form und Design des Garmin Edge 1040 haben sich im Vergleich zum Vorgänger nicht dramatisch geändert. Beim Auspacken fallen allerdings zwei Dinge direkt ins Auge: der Metallfuß und die USB-C-Ladebuchse. Ich hatte zwar bei diversen Modellen von Garmin, die nun wirklich nicht geschont wurden, nie Probleme mit abbrechenden „Ohren“, aber die paar Gramm Mehrgewicht für einen Metallfuß sind trotzdem gut investiert. Was USB-C angeht, bin ich gespalten. Natürlich läuft Micro-USB aus, aber jetzt muss ich für die (hoffentlich lange) Übergangszeit, bis meine Lampen den Geist aufgeben, zwei Ladekabel einpacken. Wie du später sehen wirst, brauchst du das Ladekabel aber ohnehin nur recht selten.
Erleichterte Bedienung
In den Menüs hat jemand ganz schön aufgeräumt! Als langjähriger Garmin-User finde ich mich trotz Änderungen schnell zurecht. Manche „Abkürzungen“ und schnelleren Zugriff direkt vom Startbildschirm auf Funktionen, die ich früher erst in diversen Untermenüs zusammensuchen musste, finde ich allerdings großartig. Schnell noch mal in Erinnerung rufen, wie viele Höhenmeter die schweren Beine verursacht haben, geht jetzt mit einem Tippen. Und als Highlight kannst du ab jetzt auch am Telefon über Garmin Connect deine Aktivitätsprofile und Datenfelder einrichten.
Stamina – Was ist noch im Tank?
„Stamina“ ist ein neues Feature im Garmin Edge 1040, das es schon auf ein paar Smartwatches von Garmin gibt. Grob umschrieben zeigt dir dieses Feature an, wie lange deine Kräfte voraussichtlich noch reichen werden. Dabei unterscheidet der Radcomputer zwischen der aktuellen Stamina (Wie weit komme ich, wenn ich den momentanen Leistungswert weiter ausreize?) und der gesamten Stamina (Wie weit komme ich, wenn ich etwas zurücknehme?). Die aktuelle Stamina ist damit vor allem bei Attacken und Anstiegen wichtig, die gesamte Stamina bezieht sich auf den Rest der Tour. Beide Werte werden auf Basis deiner aktuellen Leistung konstant neu berechnet – du siehst quasi live, wie viele Körner du noch übrig hast. Als Voraussetzung für das Feature brauchst du einen Pulsgurt, einen Leistungsmesser und eine solide Datengrundlage. Um wirklich zuverlässige Werte ausspucken zu können, muss der Algorithmus dich gut kennen. Nach zwei Bummelrunden im flachen Terrain kann dieser noch nicht genau wissen, wie du dich zum Beispiel an einem zweiminütigen Anstieg schlägst. Gib dem Ganzen also ein bisschen Zeit, füttere den Algorithmus mit möglichst breit angelegten Daten von fünf Stunden Grundlage bis zu 20 Sekunden all out und dann wirst du sehen, wie die Vorhersage immer genauer wird.
Power Guide
Ein weiteres neues Feature, das die Möglichkeiten deines Leistungsmessers voll ausschöpft, ist „Power Guide“. Um dieses Feature nutzen zu können, brauchst du eine geplante Tour und wie schon für „Stamina“ eine halbwegs solide Datengrundlage. Mithilfe eines Schiebereglers kannst du dir dann aussuchen, ob du die Tour gemütlich oder mit dem Messer zwischen den Zähnen angehen möchtest. Darauf aufbauend erkennt das Feature dann einzelne Streckenabschnitte wie zum Beispiel Anstiege oder flache Stücke und gibt dir dafür Leistungsziele aus. Während der Fahrt bekommst du Feedback, ob du zu viel draufdrückst oder für deine Zielzeit noch etwas mehr investieren müsstest. Das dürfte vor allem für diejenigen hilfreich für sein, die noch nicht so lange einen Leistungsmesser am Rad haben. Denen bleibt mit Power Guide die hässliche Erfahrung erspart, die man halt so macht, wenn man übermotiviert mit 120 Prozent seiner FTP in einen Anstieg mit 1000 Höhenmetern reinknallt. Aber auch für erfahrene Sportler*innen kann das Feature hilfreich sein, wenn sie zum Beispiel in ungewohntem Gelände unterwegs sind.
Adieu Akkusorgen – der Garmin Edge 1040 Solar
Schon die Akkulaufzeit des Edge 1030 war überragend und hat eigentlich für alles ausgereicht, was kein mehrtägiges Ultra-Distance-Rennen war. Da setzt der Garmin 1040 mit der optional erhältlichen Solarversion des Edge 1040 noch einen drauf. Kleine Solarzellenpaneele im Glas des Bildschirms füllen den Akku während der Nutzung. Die Technologie ist schon bei ein paar Smartwatches von Garmin im Einsatz, aber für einen Radcomputer noch einmal sinnvoller, da er während der gesamten Nutzung zur Sonne zeigt. Die Steckdose wird dadurch zwar nicht unnötig, aber du kannst unter fast allen Bedingungen eine spürbare Laufzeitverbesserung erwarten.
Insgesamt war ich mit dem Garmin 1040 Solar sieben Stunden bei normalen deutschen Frühlingsbedingungen (das heißt bewölkt mit Schauern, um die 13 Grad) Rad fahren. Dabei hatte ich mir wirklich Mühe gegeben, keinen Strom zu sparen: Grundsätzlich war die Karte mit höchstem Detailgrad angezeigt und ich musste zwischendurch immer wieder nach Umwegen suchen, wenn meine Routenplanung wieder einmal zu optimistisch für mein Rad und meine Skills war. Den Energiesparmodus habe ich selbstverständlich auch ignoriert und trotzdem stand der Akku am Ende noch bei satten 81 Prozent. Der Blick auf die eigens dafür eingerichtete Trainingsseite legt den Schluss nahe, dass der Solar selbst bei durchschnittlichen Bedingungen bis zu 20 Prozent Akkulaufzeit „regeneriert“, bei gutem Wetter auch noch einmal deutlich mehr.
Unterm Strich hat schon der Garmin Edge 1040 mehr Akku an Bord, als ich jemals für eine Tagestour benötigen werde. Aber gerade für Mehrtagestouren abseits von Steckdosen ist der 1040 Solar eine sehr spannende Alternative zu immer größeren und schwereren Powerbanks.
Besseres Tracking
Die Navigation war bei Garmin schon immer überragend, ist aber tatsächlich noch einmal einen Ticken besser geworden. Vor allem in stark bebauten Gebieten oder im Gebirge haben Satellitendaten es schwer, ohne Verfälschungen oder Echos am Gerät anzukommen. Der neue Garmin Edge 1040 empfängt GPS- & Galileo-Daten auf mehreren Frequenzen und kann so fehlerhafte Daten herausrechnen. Das Ergebnis ist ein deutlich genaueres Tracking, klarere Abbiegehinweise und auch allgemein verlässlichere Daten.
Der Garmin Edge 1040 (Solar) ist in Details verbessert, hat einzigartige Features wie Stamina und Power Guide spendiert bekommen und die Solar-Variante tankt ihre Kraft aus der Sonne. Wie schon der Vorgänger setzt auch dieses Gerät neue Maßstäbe!