Vor eineinhalb Jahren sorgte Campagnolo für einen Paukenschlag in Sachen Gravel: Die Vorstellung der Ekar-Schaltgruppe sorgte nicht nur wegen ihres unverwechselbar italienischen Looks, sondern auch wegen ihren technischen Eigenschaften für Aufsehen. Jetzt hat Campagnolo die dazu passenden Laufräder vorgestellt – und die stehen nicht nur italienischen Gravelbikes mit Ekar ausgezeichnet.
Allgemeines
Wie nicht anders zu erwarten, handelt es sich bei den Laufrädern um ein Premiumprodukt mit 30 Millimeter tiefen Carbonfelgen. Sie bringen 1485 Gramm auf die Waage und sind mit 25 Millimeter Innen- sowie 30,6 Millimeter Außenbreite voll auf breite Gravelreifen optimiert. Wie andere Produkte aus dem Hause Campagnolo sind diese Laufräder allerdings nicht auf den Renneinsatz hin optimiert, sondern für alles zwischen Gravel-Rennen bis hin zu mehrtägigen Bikepacking-Abenteuern gedacht. Geschwindigkeit war bei der Entwicklung wichtig, Haltbarkeit und Vielseitigkeit waren wichtiger. Dafür spricht nicht nur das zulässige Systemgewicht von 120 Kilogramm.
Felge
Das Verfahren, in dem die Felgen hergestellt werden, trägt das hübsche Kürzel H.U.L.C., was für „Handmade Ultra Light Carbon“ steht. In die Entwicklung ist natürlich die jahrzehntelange Erfahrung aus der Produktion anderer Laufräder eingeflossen und so verwundert es nicht, mit der C-LUX-Oberfläche eine alte Bekannte von den Bora Ultra WTO Laufrädern wiederzutreffen. Die Felgen kommen bei Campagnolo derart perfekt aus der Backform, dass sie ohne weitere Lackierung verarbeitet werden können. Die unglaublich sorgfältig gelegten Carbonmatten mit riesigen Aufklebern zu überdecken, wäre eine Sünde, weshalb die Decals gelasert sind und freien Blick auf das makellose Carbon-Layup ermöglichen. Wenn die Fasern in der Sonne glänzen, versteht man auch, wieso C-Lux für „Campagnolo Luxury“ steht – diese Laufräder sind wirklich ein Luxusgegenstand. Sie sind aber nicht dafür gemacht, in der Vitrine zu verstauben. Diese Laufräder wollen gefahren werden!
Tubeless
Natürlich sind die Felgen tubeless-kompatibel. Wie immer bei Campagnolos „2-Way Fit“ kannst du weiterhin Schläuche nutzen, aber im Regelbetrieb sind diese Laufräder auf schlauchlosen Komfort getrimmt – ein Angebot, das du annehmen solltest. Umso mehr, als es ein geschlossenes Felgenbett gibt und Herumhantieren mit Tubeless-Felgenband damit der Vergangenheit angehört. Hier zeigt sich auch, dass die C-Lux-Oberfläche nicht nur hübsch aussieht. Da sie besonders glatt ist, dichten Tubeless-Reifen besser ab und die Wahrscheinlichkeit, dass Reifen mit besonders dünner Karkasse von der Felge beschädigt werden, sinkt enorm.
Der Reifen wird von „Mini Hooks“ an seinem Platz gehalten, anders als bei vielen hakenlosen Felgen kannst du also die ganze Auswahl an tubeless-kompatiblen Reifen nutzen. Ein kleines Fragezeichen bleibt allerdings: Campagnolo empfiehlt für die Innenbreite von 25 Millimetern sehr konservativ Reifenbreiten von 38 bis 76 Millimeter – andere Hersteller sind wesentlich radikaler und erlauben auf ihren Felgen mit 25 Millimeter Maulweite bis zu 28 Millimeter schmale Reifen. Aber die Frage, wie weit du in diese Richtung gehen kannst, stellt sich ohnehin nur, wenn du den Laufradsatz auch mal für klassisches Rennradfahren nutzen möchtest, beim Graveln sind Reifenbreiten um die 40 Millimeter sowieso der Goldstandard.
Speichen
Langjährigen Fans wird es sofort auffallen: Das für Campagnolo charakteristische G3-Einspeichmuster mit jeweils drei parallel verlaufenden Speichenbündeln und asymmetrischer 2:1-Verteilung der Speichen auf die Nabenseiten kommt an den Levante-Laufrädern nicht zum Einsatz. Stattdessen finden sich vorne wie hinten 24 handelsübliche Straight-Pull-Speichen, die auch noch gleichmäßig über beide Nabenseiten verteilt sind. Das stellt sicher, dass du auch unterwegs relativ einfach an Ersatzspeichen kommen kannst. Ob du jemals einen Speichenbruch erlebst, ist zwar fraglich, denn eine asymmetrische Felge für gleichmäßige Speichenspannung und die bekannt hohe Fertigungsqualität lassen Ermüdungsbrüche extrem unwahrscheinlich werden. Manche Dinge lassen sich beim Graveln aber nicht vermeiden und sollte mal ein Stock unglücklich in deinem Laufrad landen, ist die Reparatur vergleichsweise einfach, auch dank außen liegender Nippel. Der einzigartige Look, der Laufräder von Campagnolo bisher ausgezeichnet hat, ist natürlich dahin, aber die schimmernde Oberfläche tröstet gleich mehrfach über das gewöhnlichere Einspeichmuster hinweg.
Nabe
Im Herz der Laufräder finden sich Aluminiumnaben mit klassischen Konuslagern. Klarer Fall: Hier soll nicht das letzte Gramm herausgekitzelt werden. Konuslager sind – entsprechende Pflege natürlich vorausgesetzt – haltbarer als Industrielager. Besonders bei Gravelbikes, die häufiger mal mit Dreck in Berührung kommen, ist es ein unschätzbarer Vorteil, mit relativ geringem Aufwand ein Lager öffnen zu können, um es zu reinigen und neu zu fetten.
Campagnolo geht den mit der Ekar eingeschlagenen Weg mit den Levante-Laufrädern konsequent weiter: Eine perfekte Symbiose aus Technik am Zahn der Zeit und italienischem Design. Zum Glück sind sie auch mit Shimano- und SRAM-Freilauf erhältlich!