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Ein Radjournal von Brügelmann

Kona Hei Hei CR/DL 2021

Biketest: Kona’s 2021er Hei Hei CR/DL

Biketest: Kona’s 2021er Hei Hei CR/DL

Cross-Down-Fun-Country!

Brügelmann Blog 27. Oktober 2020 8 min.

Was für ein Bike ist dieses Kona Hei Hei eigentlich? Obwohl sich dieses Modell schon richtig lange im Portfolio der US-amerikanischen Bikemarke befindet, ist es gar nicht so einfach, diese Frage zu beantworten. In den 1990ern war es ein leichtes Titan-Hardtail mit allem an eloxierten „Bling Bling“-Parts, die die junge Sportart Mountainbiking zu bieten hatte. Später bekam es einen voluminösen Alurahmen mit großem Umlenkhebel und – für ein damaliges Cross-Country-Bike – ganz schön wuchtiger Optik. Zuletzt positionierte sich das Hei Hei eher als sportliches Race-Bike, bevor das Update für 2021 veröffentlicht wurde. Ein neuer Carbonrahmen, eine neue Dämpferposition und eine neue Geometrie – und erneut die Frage: Was für einer Kategorie entspricht denn nun diese Neuauflage des Klassikers mit satten 120 Millimetern Federweg? Kona selbst hat darauf keine eindeutige Antwort. Und darum charakterisiert der Hersteller die neueste Hei-Hei-Auflage auch auf seine ganz eigene Art und Weise: „Nenn es Cross-Country. Nenn es Down-Country. Wir nennen es einfach Fun-Country“.

Kona Hei Hei CR/DL 2021
Was gibt’s denn Schöneres als eine morgendliche Sunrise-Runde auf einem schönen Bike? Mit Konas Hei Hei war diese Ausfahrt jedenfalls purer Genuss.

Im Grunde genommen trifft es Fun-Country in der Tat ziemlich gut. Kona war noch nie allein für kompromisslosen Renneinsatz und ultimativen Leichtbau bekannt. Hier standen immer andere Werte an erster Stelle: Ein Bike muss Spaß machen, robust sein und es darf auch ruhig gut aussehen. Dass diese Eigenschaften einem geringen Gewicht und hoher Effizienz nicht widersprechen, beweist das neue Hei Hei durchaus. Allerdings belegt es in dieser Disziplin im direkten Vergleich zu ähnlichen Bikes (wie zum Beispiel dem Cannondale Scalpel SE oder dem neuen Oiz von Orbea) keinen vorderen Rang. Mit rund zwölf Kilogramm (Kona Hei Hei CR in Größe L) ist es sicherlich kein kompromissloses Leichtgewicht. Dafür punktet es mit anderen Qualitäten. Es besitzt große, robuste und gut zugängliche Lager sowie eine Ausstattung, die auch an einem ausgewachsenen All-Mountain-Bike eine gute Figur abgeben würde. Zudem darf man auch nicht die Preisgestaltung aus dem Auge lassen. Während die Topmodelle der Konkurrenz sich preislich in schwindelerregenden Sphären bewegen, bleibt Konas Topmodell, das Hei Hei CR/DL, noch halbwegs auf dem Teppich. Übrigens bleibt euch beim Hei Hei die gefürchtete Qual der Wahl, die man von anderen Herstellern kennt, weitestgehend erspart. Es gibt genau zwei Modelle: das getestete Hei Hei CR/DL sowie das günstigere Hei Hei CR. Wer sich immer noch nicht entscheiden kann oder sich ein Traumbike lieber selber aufbauen möchte, bekommt noch das Rahmenset, das inklusive Rock Shox SID Deluxe Ultimate Dämpfer ausgeliefert wird.

Wir haben es schon erwähnt: 2021 gibt es einige Neuerungen am Hei Hei. Am auffälligsten ist ohne Zweifel die neue Dämpferposition, die aus dem Tretlagerbereich unters Oberrohr umgezogen ist. Das Hinterbausystem ist vom Prinzip her aber gleich geblieben: Es handelt sich um einen abgestützten Eingelenker, der normalerweise vier kugelgelagerte Drehpunkte hat. Normalerweise. Denn Kona nutzt – was ganz im Trend liegt – die spannenden Möglichkeiten von Carbon und spendiert seinem Hei Hei flexende Sitzstreben, die das vierte Lager ersetzen. Das soll für einen gut ansprechenden, anfänglich leicht degressiven Hinterbau mit großen Reserven gegen Ende des Federwegs sorgen. Generell soll der gesamte Rahmen hinsichtlich Komfort und Steifigkeit überarbeitet worden sein. Das Carbon soll also je nach Position die jeweils idealen Eigenschaften bieten. Nicht auf den ersten Blick erkennbar sind die veränderten „inneren“ Werte des Rahmens, sprich die Geometrie. Diese wurde deutlich in Richtung „Fun-Country“ angepasst: Das Bike wurde 20 Millimeter länger, bekam einen etwas flacheren Lenkwinkel (67,5 Grad), ein deutlich niedrigeres Tretlager und 430 Millimeter kurze Kettenstreben.

Kona Hei Hei CR/DL 2021 Hinterreifen
Besonderheit am Hei Hei Hinterbau: Anstelle des herkömmlichen Lagers kommen flexende Sitzstreben zum Einsatz – Carbon macht’s möglich!

Die Ausstattung unseres Testbikes kann sich – vor allem mit Blick auf den Preis – wirklich sehen lassen. Das hochwertige Rock-Shox-Fahrwerk vereint beste Funktion mit minimalem Gewicht. Die Pike-Federgabel hindeutet allerdings darauf hin, dass dieses Bike keineswegs als reines Cross-Country-Gefährt gedacht ist. Die Laufräder und der XX1-Antrieb sind edel, aber nicht abgehoben. Dasselbe gilt für den Rest der Parts. Die Dropper Post sowie die Tatsache, dass zwei Trinkflaschen im Rahmen Platz finden, machen ebenfalls klar, dass nichts gegen den Einsatz auf Marathons oder langen Fahrten auf anspruchsvollen Trails spricht. Wer es gern noch gravity-lastiger mag, kann sogar eine leichte Kettenführung montieren: Das Tretlager ist mit ISCG-Gewinden versehen. So, wie es hier vor uns steht, macht das neue Hei Hei vor allem eines: Lust darauf, endlich eine Runde zu drehen!

Los geht es also und schon auf den ersten Metern wird klar: Dieses Bike besitzt zwar typische „Down-Country“-Gene, aber auch die von Kona versprochene Extraportion Spaß. Es liegt satt auf dem Trail und kann es kaum erwarten, endlich den Start zur ersten Abfahrt zu genießen. Der Uphill dorthin macht Spaß und wird den Ansprüchen an ein Bike dieser Kategorie absolut gerecht. Im Vergleich zu ähnlichen Modellen (zum Beispiel dem bereits von uns getesteten Orbea Oiz oder Cannondales Scalpel SE) muss man aber gestehen, dass diese sich bergauf einen Tick lebendiger beziehungsweise effizienter anfühlen. Aber wartet nur ab, die nächste Abfahrt kommt bestimmt!

Kona Hei Hei CR/DL 2021
Willkommen im Fun-Country! Das Hei Hei liebt enge und technische Trails wie kaum ein anderes Bike der 120-Millimeter-Klasse.

Und genau dann ist Konas neues Hei Hei absolut in seinem Element. Auf technischen Trail-Abfahrten können wir damit richtig die Sau rauslassen. Es besteht kein Zweifel daran, dass das Hei Hei auch auf ruppigen Trails nicht schlappmacht. Rahmen, Federung und Parts sind genau dafür geschaffen worden. Das gilt im übrigen auch für den verbauten Lenker, der optisch vielleicht eine gewisse Cross-Country-Note hat, sich tatsächlich aber gar nicht so anfühlt. Im Gegenteil: Man bringt ordentlich Druck aufs Vorderrad – perfekt, um das Bike selbstbewusst in die Kurven zu drücken. Die 120 Millimeter Federweg fühlen sich erstaunlich „satt“ an und bieten stets genügend Reserven. Aufgrund seiner Endprogression hat man niemals den Eindruck, den Hinterbau an seine Grenzen zu bringen. Und wenn man doch mal in die Eisen gehen muss, sorgen SRAMs G2 Bremsen mit vier Kolben für zuverlässige und kräftige Verzögerung. Diese Bremsen sind übrigens ein weiteres Indiz dafür, dass dieses Bike durchaus auch für anspruchsvolles Trailriding gebaut wurde. Bergab gibt es nur einen limitierenden Faktor: den Reifengrip. Der Rekon von Maxxis ist ein klasse Reifen, aber er kommt an seine Grenzen, wenn es um schnelle, aggressive Fahrten auf anspruchsvollen Trails mit losem Boden geht. Wer hier noch mehr Enduro-Feeling will, kann aber ja ganz einfach die Reifen wechseln. Dabei könnte man direkt über einen Wechsel auf Tubeless nachdenken – die Felgen sind dafür jedenfalls vorgesehen.

Und sonst? Eigentlich können wir es nur mit den Worten von Kona beschreiben: Fun Country – wir hatten richtig viel Spaß! Dazu hat übrigens auch die Dropper Post beigetragen. Denn mit steigendem Trail-Anspruch wächst auch das Bedürfnis, bergab den Sattel abzusenken. Per Lenkerfernbedienung erledigt die Rock Shox Reverb diesen Job vorbildlich. Gut gefallen hat uns auch die „Ruhe“ während der Fahrt. Kein Geklapper, kein Geschleife – offenbar wurden alle Leitungen ideal durch den Rahmen verlegt.

Ja, was ist das Hei Hei denn nun für ein Bike? Sicherlich ist es kein reinrassiges Race-Bike – auch wenn nichts gegen gelegentliches Kräftemessen auf dem Hei Hei spricht. Bestimmt ist das Hei Hei auch kein „dickes“ All-Mountain-Bike. Für uns ist es am Ende die Mischung aus all dem, die das Hei Hei ausmacht. Es ist leicht und sportlich genug, um darauf richtig Gas zu geben. Gleichzeitig ist es richtig robust und besitzt erstaunliches Spaßpotenzial, sodass es auch in anspruchsvollem Gelände bestens aufgehoben ist. Und somit ist unsere Empfehlung klar: Wenn du dich selbst nicht so recht entscheiden kannst, liegst du mit Konas Hei Hei goldrichtig! Das Rad macht nicht nur eine Riesenmenge Spaß, sondern hier bekommst du auch richtig viel Bike für dein Geld.